Neuer Papst im Porträt Jorge Mario Bergoglio - Der Kardinal der Armen
Ein Überraschungskandidat auf dem Stuhl Petri: Mit Jorge Mario Bergoglio kommt erstmals ein Papst aus Lateinamerika. Der 76-Jährige lebt bescheiden und gilt als theologisch konservativ. Wegen seiner klaren Position gegen die Homo-Ehe legte er sich mit der argentinischen Regierung an.
Mit Jorge Bergoglio kommt zum ersten Mal ein Papst aus Lateinamerika. Das ist die Region mit den meisten Katholiken weltweit. Bereits beim letzten Konklave 2005 war der argentinische Jesuit der stärkste Kontrahent Joseph Ratzingers gewesen.
Mit 76 Jahren und seiner etwas gebrechlichen Gesundheit ging er in die neue Papstwahl eher als Außenseiter unter den Favoriten. Nach Einschätzung von ARD-Korrespondent Tilmann Kleinjung gehört Bergoglio zum reformorientierten, dialogbereiten Lager der katholischen Kirche.
Bescheidenes Leben als Jesuit
Bergoglio wird häufig auch "Kardinal der Armen" genannt. Der Erzbischof von Buenos Aires und Primas Argentiniens bevorzugt ein möglichst unauffälliges Auftreten in der Öffentlichkeit und gilt als medienscheu. So konnte er bereits als Kardinal öfters in der U-Bahn auf dem Weg in die Kathedrale an der Plaza de Mayo beobachtet werden. Auch in Rom geht er lieber in einem dunklen Mantel und ohne Kardinalshut. Anstatt in einer erzbischöflichen Residenz wohnte er bislang lieber in einem einfachen Appartement.
Als Mitglied des Jesuiten-Ordens ist er zu diesem bescheidenen Leben verpflichtet. Bei seinem Beitritt zum weltgrößten Männerorden 1958 - als damals 22-Jähriger - gelobte er, arm und keusch zu leben. Bislang war das bekannteste Gesicht der weltweit 17.600 Jesuiten der vatikanische Presssprecher Federico Lombardi.
In den vergangenen Jahren legte sich Bergoglio mehrfach mit der Regierung in seinem Land an. Er kritisierte Korruption und Armut. Er ist für seine klaren Worte und seine konservative theologische Haltung bekannt. Als Argentinien 2010 die Homo-Ehe legalisierte, griff Bergoglio die Regierung scharf an: "Das ist kein einfacher politischer Kampf, das ist der Versuch, Gottes Plan zu zerstören."
Sohn italienischer Einwanderer
Bergoglio wurde am 17. Dezember 1936 als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Bis heute hat er sowohl einen argentinischen als auch einen italienischen Pass.
Sein Vater war Bahnangestellter in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Dort ging Bergoglio auf eine Schule, wo er sich zum Chemie-Techniker ausbilden ließ. Mit 21 Jahren ging er ins Priester-Seminar. Nach seiner Priesterweihe 1969 folgten Theologiestudien. 1973 bis 1979 wurde er zum Provinzial des Jesuitenordens berufen. In den Rang des Kardinals wurde er 2001 vom damaligen Papst Johannes Paul II. berufen.
Bergoglio während der Militärdiktatur
Ungeklärt ist die Rolle Bergoglios während der argentinischen Militärdiktatur zwischen 1976 und 1983. Während dieser Zeit wurden etwa 30.00 Menschen verschleppt und ermordet. Bergoglio wird vorgeworfen, einzelne linksgerichtete Mitglieder des Jesuitenordens denunziert zu haben. Auch deshalb galten seine Chancen vor der Papstwahl eher als gering.