Arce gewinnt offenbar Wahl in Bolivien "Haben die Demokratie zurückgewonnen"
Die Zeit politischer Ungewissheit in Bolivien scheint endlich vorbei: Laut Prognosen entfiel die Mehrheit der Stimmen auf den Linkskandidaten Arce. Die Opposition erkannte bereits die Niederlage an.
Diesmal bleibt Bolivien eine Hängepartie nach der Wahl erspart. Es dürfte zwar noch Tage dauern, bis ein offizielles Ergebnis vorliegt, doch am Wahlsieg des Linkskandidaten Luis Arce bestehen keine Zweifel mehr. Inzwischen hat auch sein wichtigster Gegenkandidat, der frühere Präsident Carlos Mesa, den Wahlsieg Arces anerkannt.
Laut Mesa sind die Prognosen der Umfrageinstitute überzeugend und sehr klar. Demnach erreicht Arce, der Kandidat der "Bewegung für den Sozialismus" von Ex-Präsident Evo Morales, 52 bis 53 Prozent der Stimmen. Mesa liegt rund 20 Prozentpunkte dahinter. Die Zahlen beruhen auf Nachwahlbefragungen.
Auch die rechtskonservative Übergangspräsidentin Jeanine Áñez hat Arce schon zum Sieg gratuliert, ebenso die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Vor einem Jahr hatte die Organisation noch Hinweise auf Betrug angeprangert.
Zögling von Ex-Präsident Morales
In einer improvisierten Pressekonferenz wandte sich Arce an die Bürger Boliviens: "Wir haben einen wichtigen Schritt nach vorn gemacht, wir haben die Demokratie und vor allem auch die Hoffnung zurückgewonnen." Arce versprach, eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden.
Der Politiker gilt als Architekt der durchaus erfolgreichen Wirtschaftspolitik von Evo Morales. Im Wahlkampf war er aber vorsichtig auf Abstand zu seinem Mentor gegangen. Morales reklamierte den Wahlsieg aus dem Exil in Argentinien für seine Partei: "Brüder und Schwestern Boliviens in der Welt, Lucho wird unser Präsident und die 'Bewegung für den Sozialismus' wird in beiden Kammern des Parlaments die Mehrheit stellen. Wir haben unser Land zurückgewonnen, wir werden auch Stabilität, Fortschritt und den Frieden zurückgewinnen."
Jahr im Zeichen der Proteste
Bolivien hat ein unruhiges Jahr hinter sich: Die Wahl im Oktober 2019 endete inmitten von Betrugs- und Putschvorwürfen. Ein Bericht der OAS hatte Hinweise auf Wahlmanipulationen aufgedeckt, Morales verließ daraufhin das Land und sprach von einem Staatsstreich. Ein Jahr lang regierte die demokratisch nicht legitimierte Rechtspolitikerin Áñez das Land.
Falls die Prognosen sich bestätigen, wäre die Zeit der politischen Ungewissheit vorbei. Es dürfte allerdings noch einige Zeit dauern, bis offizielle Zahlen vorliegen. Die Wahlbehörde hatte die eigentlich vorgesehene Schnellauszählung kurzfristig abgesagt, mit der Begründung, die Systeme hätten den Probelauf nicht bestanden.
Ex-Präsident Morales ließ offen, ob er nach Bolivien zurückkehrt. Arce hatte erklärt, er könne keinem Bolivianer die Einreise in sein Land verwehren. Allerdings laufen gegen Morales mehrere Prozesse, sowohl politische als auch private Verfehlungen werden untersucht.