Schlammlawine in Brasilien Vale wusste wohl von Dammbruch-Risiko
Der Bergbaukonzern Vale steht wegen des Dammbruchs in Brasilien weiter unter Druck. Einem internen Bericht zufolge warnten Experten das Unternehmen bereits im letzten Herbst vor einer bevorstehenden Katastrophe.
Der brasilianische Bergbaukonzern Vale wusste nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters bereits Monate vor der Damm-Katastrophe an seiner Mine im Bundesstaat Minas Gerais, dass bei dem Bauwerk ein erhöhtes Einsturzrisiko bestand.
Laut einem internen Bericht, der auf den 3. Oktober 2018 datiert ist und der Reuters vorlag, war die Gefahr eines Zusammenbruchs des Damms doppelt so groß wie die internen Richtlinien das zuließen. Vale-Mitarbeiter hatten demnach also selbst Zweifel an der Sicherheit. Trotzdem wurde beispielsweise der Betrieb für eine Kantine direkt unterhalb des Damms nicht eingestellt.
Vale erklärte, der fragliche Bericht sei von Fachingenieuren erstellt worden, die strenge Verfahren befolgen müssten. Das Risiko eines unmittelbaren Einsturzes sei aber in keinem bekannten Bericht erwähnt worden. "Im Gegenteil, einheimische und ausländische Spezialisten haben dem Damm alle Sicherheits- und Stabilitätszertifikate bescheinigt."
Fläche von etwa 400 Fußballfeldern überschwemmt
Der Damm an der Mine Córrego do Feijão des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale war Ende Januar gebrochen. Eine Schlammlawine rollte über Teile der Anlage und benachbarte Siedlungen nahe der Ortschaft Brumadinho im Bundesstaat Minas Gerais hinweg und begrub Menschen, Häuser und Tiere unter sich. Mindestens 165 Menschen kamen ums Leben. Insgesamt ergossen sich rund zwölf Millionen Kubikmeter Schlamm auf eine Fläche von etwa 290 Hektar - das entspricht gut 400 Fußballfeldern.
Bei der Suche nach den Gründen für das Unglück war auch der TÜV SÜD ins Visier der Ermittler geraten. Zwei Ingenieure des TÜV SÜD do Brasil wurden festgenommen. Das Unternehmen ist eine Tochter des deutschen Zertifizierers TÜV SÜD. Die Ermittler gehen der Frage nach, warum das Unternehmen den Damm des Schlammbeckens noch im September 2018 als sicher einstufte. Die Unterschrift eines Mitarbeiters bringt den deutschen Zertifizierer in Erklärungsnot - und könnte hohe Strafzahlungen nach sich ziehen.