Vom Aussterben bedroht Hoffnung fürs Nördliche Breitmaulnashorn
Als der Nashorn-Bulle Sudan im März starb, schien das Schicksal seiner Unterart besiegelt zu sein - er war ihr letzter männlicher Vertreter. Aber jetzt gibt es Hoffnung: Forscher haben Embryos hergestellt.
Wissenschaftler haben zum ersten Mal Breitmaulnashorn-Embryos künstlich hergestellt. Das sei ein wesentlicher Schritt, um das Überleben der fast ausgestorbenen Unterart zu sichern, schreiben die Forscher in der Zeitschrift "Nature Communications".
Der Bulle Sudan, letzter männlicher Vertreter seiner Art, war im März in einem kenianischen Naturschutzgebiet gestorben. Einzige noch lebende Vertreter der Unterart sind seitdem seine Sudans Tochter und deren Tochter, die ebenfalls im kenianischen Ol-Pejeta-Park leben. Beide sind unfruchtbar. Die letzten wilden Nördlichen Breitmaulnashörner waren vor über zehn Jahren von Wilderern erlegt worden.
In mehreren europäischen Zoos - wie hier in Polen - entnahmen Forscher Eizellen.
Drei Embryos eingefroren
Die Forscher entnahmen nun Eizellen weiblicher Südlicher Breitmaulnashörner aus europäischen Zoos. Diese sind eine nah verwandte Unterart, von der im Süden Afrikas noch rund 20.000 Tiere wild vorkommen. Diese Zellen wurden dann im Labor sowohl mit eingefrorenem Sperma Nördlicher als auch mit dem Samen Südlicher Breitmaulnashörner befruchtet. Im Labor konnten sieben Embryos gewonnen werden. Drei davon - ein südliches Exemplar und zwei Süd-Nord-Kreuzungen - wurden eingefroren.
Ziel sei es, dass in drei Jahren das erste kleine Nördliche Breitmaulnashorn geboren werde, erklärte Thomas Hildebrandt vom Berliner Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung. Eine Südliche Breitmaulnashorn-Kuh soll dafür als Leihmutter dienen.
Wichtige Rolle für letzte Vertreterinnen der Unterart
Dennoch kommt den beiden letzten lebenden Nördlichen Breitmaulnashörnern eine wichtige Rolle zu: Laut Hildebrandt sind sie die Einzigen, die einem Jungtier das soziale Verhalten seiner Art beibringen könnten. Zudem würden die Ergebnisse der bisherigen Experimente lediglich die Geburt eines gekreuzten Breitmaulnashorns zulassen. Für einen hundertprozentig nördlichen Vertreter müssten die Forscher Eizellen der beiden Nördlichen Breitmaulnashorn-Damen entnehmen. Dafür fehlt bislang aber die Erlaubnis der kenianischen Behörden. Andere Forscher sehen jedoch weiterhin wenig Grund für Optimismus.
Nashörner haben wegen ihrer stattlichen Größe nur wenige natürliche Feinde. Sie sind aber begehrte Wildererbeute. Die große Nachfrage nach den Hörnern für die chinesische Medizin und für Dolchgriffe im Jemen hatte die Bestände des Nördlichen Breitmaulnashorns in Afrika stark dezimiert. 2008 wurde die Unterart als in freier Wildbahn ausgestorben erklärt.