Vor Brexit-Sondergipfel "Alles nach Plan für morgen"
Am Abend vor dem Gipfel zum Brexit-Abkommen haben sich Premier May und EU-Kommissionschef Juncker noch einmal getroffen. "Alles nach Plan für morgen", hieß es danach. Kurz zuvor hatte Spanien eine Veto-Drohung zurückgenommen.
Vier Monate vor dem Brexit können die Europäische Union und Großbritannien am Sonntag wie geplant den Scheidungsvertrag bei einem Sondergipfel in Brüssel besiegeln. Spanien ließ eine Veto-Drohung wegen eines Streits um Gibraltar fallen und beseitigte damit das letzte große Hindernis.
Am Abend beriet sich die britische Premierministerin Theresa May ein letztes Mal mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Dort wurden letzte offene Fragen geklärt. "Alles nach Plan für morgen", twitterte Junckers Sprecher anschließend.
May und Juncker bei ihrem Treffen kurz vor dem Sondergipfel.
Mehrheit im britischen Parlament nicht in Sicht
May wirkte in Brüssel entspannt. Doch steht ihr nach der erwarteten Billigung der Verträge beim EU-Gipfel noch eine äußerst schwierige Aufgabe bevor: Sie muss die Zustimmung des britischen Parlaments gewinnen, wo keine Mehrheit in Sicht ist.
Die kleine, nordirische DUP bekräftigte kurz vor dem Sondergipfel ihre Haltung: Sie will gegen die Austrittsvereinbarung stimmen, sollte eine umstrittene Notfallklausel (Backstop) nicht aus den Brexit-Verträgen entfernt werden. Mays Regierung ist auf die Unterstützung der DUP angewiesen. Die Gefahr eines chaotischen Brexits am 29. März 2019 ist deshalb noch nicht gebannt.
Das Brexit-Paket, das beim Sondergipfel beschlossen werden soll, umfasst einen knapp 600 Seiten starken Austrittsvertrag mit den Bedingungen der Trennung, darunter die Rechte der EU-Bürger in Großbritannien und britische Schlusszahlungen an die EU von schätzungsweise rund 45 Milliarden Euro.
Vorgesehen ist zudem eine Übergangsfrist bis Ende 2020, die bis Ende 2022 verlängert werden könnte. Begleitet wird der Vertrag von einer politischen Absichtserklärung über eine sehr enge Wirtschafts- und Sicherheitspartnerschaft nach dem Brexit.
Wegen Veto-Drohung auf der Kippe
Bis Samstagnachmittag hatte die Verabschiedung des Pakets wegen der Veto-Drohung Spaniens auf der Kippe gestanden. Die Regierung in Madrid hatte Änderungen am Vertragsentwurf verlangt, weil sie Festlegungen über den künftigen Status von Gibraltar befürchtete.
Das Gebiet am Südzipfel der Iberischen Halbinsel steht seit 1713 unter britischer Souveränität, wird aber von Spanien beansprucht. Nach stundenlangen Verhandlungen und diversen schriftlichen Zusicherungen der EU und Großbritanniens nahm der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez die Drohung zurück.