EU-Gericht urteilt zu Schutzmarken Budweiser kommt aus Tschechien - zumindest in Europa
Budweiser-Bier, das in Europa verkauft wird, kommt aus Tschechien: Die Budvar-Brauerei hat einen Rechtsstreit mit der US-Brauerei Anheuser-Busch gewonnen. Es ist aber noch offen, ob dies den älteste Schutzmarkenstreit der Geschichte beendet - Anheuser-Busch könnte noch Rechtsmittel beim Europäischen Gerichtshof einlegen.
Von Lena Bodewein, ARD-Hörfunkstudio New York
Das Bierregal eines Supermarkts in New York: Zu sehen sind zig Biersorten, von Corona bis Heineken, dazwischen Budweiser. Und zwar in zweifacher Ausführung. Einmal braune Flasche, weiß-rotes Etikett mit Initialen und Schriftzug Budweiser – die amerikanische Variante. Daneben grüne Flasche, weiß-rotes Etikett, mit Stadtwappen, die vertraute europäische Aufmachung, aber der Schriftzug Czechvar! Alltägliches Zeugnis des ältesten Schutzmarkenstreits der Geschichte: In den USA darf das Bier aus Budweis, das Budweiser Budvar, nur als Czechvar verkauft werden. Budweiser ist hier das Bier von Anheuser Busch - "The great american Lager", das große amerikanische Lagerbier, wie sie es nennen.
Der Geschmack des alten Europa
Seit 130 Jahren das gleiche Rezept, sagt die Werbung. Damals bauten der Seifenhersteller Eberhard Anheuser aus Bad Kreuznach und sein Schwiegersohn Adolphus Busch aus Mainz-Kastel in St. Louis, Missouri, ihre Brauerei auf. Weit weg von der Heimat wollte Busch ein Bier brauen, das den Geschmack des alten Europas auf die Lippen brachte, so würzig wie das, das die böhmischen Immigranten aus der Stadt Budweis mitgebracht hatten. Ein Budweiser Bier eben, wobei der Name eine ähnliche Bezeichnung wie Pilsner Bier war. Das erste nationale amerikanische Bier machte schnell Karriere: Schon 1900 flossen eine Million Fässer des Gerstensaftes durch amerikanische Kehlen. Bereits 1878 war Budweiser als Warenzeichen eingetragen worden.
Streit seit 1907
Ortswechsel: České Budějovice, zu deutsch Budweis in Südböhmen. Wo Moldau und Maltsch zusammenfließen und Ottokar II. seine Königsstadt gründete, wird seit dem 13. Jahrhundert Bier gebraut, nach Budweiser Brauart. 1895 entstand die Brauerei Budějovický Budvar - und seit 1907 streitet sie sich mit dem Unternehmen aus Missouri über die Namensrechte. Völlig klar, sagen die Tschechen - wir brauen Budweiser Bier, der Name ist unser. Wir haben ihn aber zuerst eingetragen, sagen die Amerikaner, Bud bleibt Bud.
Der Name blieb, der Hopfen blieb auch
1917 einigte man sich zunächst darauf, dass Anheuser-Busch in Nordamerika sein Budweiser verkaufen darf, dafür aber den Hopfen aus Budweis kauft. Der Name blieb, der Hopfen blieb auch – in Budweis. Zu Zeiten des Eisernen Vorhangs war das Problem noch nachrangig, doch nach 1989 begannen die tschechischen Brauer ihr Bier weltweit anzubieten, und der Streit weitete sich aus, in unzähligen Verfahren. In Deutschland ist der Name Budweiser ihrer, Anheuser-Busch muss sein Bier anders nennen. Budweiser sei eine regionale EU-Herkunftsbezeichnung, sagen die Tschechen, um sich so im europäischen Markt abzusichern.
Bit oder Bud?
Bierfreunde meinen, das sei im Prinzip nicht nötig – das amerikanische, süße Bud könne sich sowieso nie auf dem Kontinent der traditionellen Bierbrauer durchsetzen. Dennoch entbrannte ein weiterer Namensstreit, als Anheuser-Busch sein Bier in Europa als Bud verkaufen wollte – die Bitburger Brauerei fürchtete Verwechslungen zwischen Bit und Bud. Inzwischen haben Richter den deutschen Biertrinkern aber soviel Unterscheidungsfähigkeit zugetraut, dass Bit und Bud jetzt nebeneinander im Regal stehen dürfen.
(Az: T-191/07)