Nach Tod Walter Scotts Prozess gegen US-Polizisten geplatzt
Als Walter Scott die tödlichen Schüsse aus der Polizeiwaffe in den Rücken trafen, filmte ein Handy die Szene. Dieser Fall von Polizeigewalt gegen Schwarze sorgte weltweit für Aufsehen. Nun endete der Prozess gegen den damaligen Polizisten: ohne Urteil.
Die Tat in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina hatte die amerikanische Nation im April des vergangenen Jahres geschockt und weltweit für Empörung gesorgt. Der weiße Polizist Michael Slager hatte das Auto des 50-jährigen Afroamerikaners Walter Scott wegen eines defekten Rücklichts angehalten. Was dann folgte, filmte zufällig ein Passant mit seinem Mobiltelefon: Nach einem Handgemenge versuchte der unbewaffnete Afroamerikaner zu fliehen, worauf ihm der weiße Polizist fünf Mal in den Rücken schoss. Walter Scott war sofort tot.
Obwohl der Fall eindeutig schien, musste Richter Clifton Newman im Geschworenengericht von Charleston verkünden: "Die Geschworenen konnten sich nicht auf ein Urteil einigen. Jetzt müssen wir wieder von vorne anfangen."
Der angeklagte Ex-Polizist wendet sich ab, als im Gerichtssaal das Augenzeugenvideo gezeigt wird.
Geschworene berieten 22 Stunden
Mehr als 22 Stunden lang hatten die zwölf Geschworenen gemeinsam beraten - vergeblich. Ein Geschworener sei bis zuletzt nicht von der Schuld des weißen Ex-Polizisten überzeugt gewesen, berichten die US-Medien. Damit endet der Prozess ohne Ergebnis. Michael Slager darf Weihnachten zu Hause verbringen.
Im Verfahren vor dem Geschworenengericht hatte Slager beteuert, er habe in der Auseinandersetzung mit Walter Scott um sein Leben fürchten müssen. Der Afroamerikaner habe versucht, seinen Elektro-Taser zu ergreifen. Später stellte sich allerdings heraus, dass Scott unbewaffnet war und wohl nur deshalb fliehen wollte, weil er befürchten musste, wegen säumiger Unterhaltszahlungen ins Gefängnis zu kommen.
Staatsanwaltschaft will neuen Prozess
Der Bruder des Getöteten, Anthony Scott, äußerte sich nach dem ergebnislosen Verfahren zwar enttäuscht. Er warnte aber vor gewaltsamen Protesten: "Wir werden die Stadt nicht verwüsten, sondern Ruhe bewahren. Wir glauben an friedliche Proteste." Zumal die Staatsanwaltschaft ankündigte, ein neues Verfahren mit zwölf anderen Geschworenen anzustrengen. Bis ein zweiter Prozess beginnt, können jedoch Monate vergehen.
Anthony Scott warnte vor gewaltsamen Protesten.
Dennoch äußerte sich der Anwalt der Familie Scott, Chris Stewart, zuversichtlich, dass Michael Slager am Ende verurteilt wird: "Slager wird sich wegen seiner Tat verantworten müssen. Wir sind nicht besorgt und müssen uns jetzt nicht aufregen. Wir wissen, dass es so kommt und das Urteil nur aufgeschoben wurde."
Schon nach den tödlichen Schüssen im April 2015 wurde Slager aus dem Polizeidienst entlassen. Die Stadt Charleston zahlte der Familie des Opfers mittlerweile eine Entschädigung in Höhe von 6,5 Millionen Dollar.