George-Floyd-Prozess 22,5 Jahre Haft für Ex-Polizist Chauvin
Der ehemalige US-Polizist Chauvin muss wegen der Tötung von George Floyd 22,5 Jahre ins Gefängnis. Das verkündete das Gericht in Minneapolis. Der Anwalt der Familie Floyd reagierte erleichtert.
Wegen der Tötung des Schwarzen George Floyd ist der frühere US-Polizist Derek Chauvin zu 22 Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. Richter Peter Cahill verkündete in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota ein Strafmaß von 270 Monaten Haft gegen den 45-Jährigen.
Der Anwalt der Familie Floyd, Ben Crump, sprach von einem "historischen Urteil", das die Angehörigen und das ganze Land "der Heilung einen Schritt näher" bringen werde.
Chauvin war Ende April von Geschworenen unter anderem wegen Mordes zweiten Grades schuldig gesprochen worden. Nach deutschem Recht entspräche dies eher Totschlag.
Floyd am 25. Mai 2020 getötet
Der 46 Jahre alte Floyd war am 25. Mai vergangenen Jahres in Minneapolis bei seiner Festnahme ums Leben gekommen. Videos dokumentierten, wie Polizisten den unbewaffneten Mann zu Boden drückten.
Chauvin presste dabei sein Knie ca. neun Minuten lang auf Floyds Hals, während dieser flehte, ihn atmen zu lassen. Floyd verlor das Bewusstsein und starb wenig später. Die Beamten hatten ihn wegen des Verdachts festgenommen, mit einem gefälschten 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben.
Chauvin spricht Beileid aus
Vor der Verkündung des Strafmaßes hatte sich der Ex-Polizist erstmals mit einer Botschaft an die Angehörigen gewandt. "Ich möchte der Familie Floyd mein Beileid aussprechen", sagte Chauvin im Gerichtssaal.
Auch Floyds Angehörige wandten sich an das Gericht, darunter seine kleine Tochter per Video. An ihren Vater gerichtet sagte sie: "Ich vermisse dich und liebe dich."
"Was haben Sie sich gedacht?"
Floyds Bruder Terrence forderte im Gerichtssaal die Höchststrafe für Chauvin - und wandte sich an den Ex-Polizisten: "Warum? Was haben Sie sich gedacht? Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie ihr Knie auf dem Nacken meines Bruders hatten?"
Chauvins Mutter beteuerte dagegen vor Gericht, ihr Sohn sei unschuldig. "Mein Sohn ist ein guter Mann", sagte Carolyn Pawlenty mit bebender Stimme. "Ich habe immer an deine Unschuld geglaubt und werde dabei nie ins Wanken geraten."
US-Präsident Joe Biden wertete die Haftstrafe als angemessen. In einer ersten Reaktion auf das Strafmaß sagte Biden, er kenne zwar nicht alle Umstände, die berücksichtigt worden seien. Das Strafmaß erscheine aber angemessen.