Urteil im Floyd-Prozess In allen Punkten schuldig
Die Geschworenen haben ihr Urteil gefällt: Der Ex-Polizist Chauvin wurde schuldig gesprochen. Für die Angehörigen des getöteten Schwarzen Floyd ein historischer Moment, für Präsident Biden ein Zeichen der Veränderung.
Ein Urteil wie ein Paukenschlag: Schuldig in allen Anklagepunkten. Die Miene des Angeklagten Derek Chauvin ist regungslos, als der Richter in Minneapolis das Urteil der Geschworenen verliest. "Wir, die Jury, urteilen, dass der Beklagte sich des Mordes zweiten Grades ohne Vorsatz schuldig gemacht hat", so Richter Peter Cahill. Auch in den anderen beiden Anklagepunkten - Mord dritten Grades und Totschlag zweiten Grades - sprach die Jury den ehemaligen Polizisten schuldig.
Nach der Urteilsverkündung wurde Chauvin in Handschellen aus dem Gerichtssaal geführt. Das Urteil entspricht nach deutschem Recht in etwa Totschlag. Wie lange der 45-Jährige hinter Gitter muss, wird erst in ein paar Wochen verkündet. Weil der Ex-Polizeibeamte nicht vorbestraft ist, wird davon ausgegangen, dass er vermutlich nicht die Maximalstrafe von 40 Jahren absitzen muss. Richter Cahill dankte den Geschworenen für ihre besonders schwierige Juryarbeit. Die zwölf Männer und Frauen hatten ihr Urteil unerwartet schnell gefällt - nach rund zehnstündiger Beratung.
Jubel nach der Urteilsverkündung
Vor dem massiv gesicherten Gerichtsgebäude in Minneapolis hatten sich hunderte "Black Lives Matter"-Aktivisten versammelt. Wie auf Fernsehbildern zu sehen ist, jubelten sie nach dem Schuldspruch. Bis zum letzten Moment war nicht klar, wie die Jury urteilen würde. Staatsanwaltschaft und Verteidigung hatten gut zwei Wochen lang Sachverständige befragt. Etliche Zeugen hatten ausgesagt, dass Floyd an Sauerstoffmangel - sprich an dem Druck durch Chauvins Knie auf seinen Nacken - gestorben ist, und nicht etwa, wie von den Verteidigern behauptet, an einem Herzleiden und Drogen.
Biden hofft auf bedeutende Veränderungen
Ben Crump, der Anwalt der Floyd Familie sprach auf CNN von einem historischen Moment. Nicht nur für das Vermächtnis von George Floyd, sondern auch für das von Amerika. Der Bruder des Verstorbenen, Philonise Floyd, sagte auf MSNBC, er vergieße Freudentränen. Noch nie habe es so ein weitreichendes Urteil gegeben. Auch US-Präsident Joe Biden zeigte sich erleichtert über den Schuldspruch und versprach weitere Maßnahmen im Kampf gegen Polizeigewalt. Am Ende seiner kurzen Rede drückte er es so aus: "Dies kann ein Moment von bedeutender Veränderung sein."