Lungenkrankheit in China Längere Ferien gegen das Virus
Trotz aller Anstrengungen breitet sich das Coronavirus in China weiter aus. Deswegen greift die Regierung zu einer ungewöhnlichen Maßnahme: Sie verlängert die Neujahrsferien, damit die Menschen möglichst zuhause bleiben.
China hat wegen des neuartigen Coronavirus' die chinesischen Neujahrsferien um drei Tage verlängert. Sie dauern damit noch bis Sonntag, erklärte die Regierung in Peking. Das gilt für alle Arten von Bildungseinrichtungen, von Kindergärten bis zu Universitäten.
Mit der Maßnahme sollten größere Menschenansammlungen und damit eine weitere Verbreitung des Erregers verhindert werden. Präsident Xi Jinping sprach von einer schwerwiegenden Situation.
Sprunghafter Anstieg der Infektionen
Die Behörden meldeten erneut einen sprunghaften Anstieg der Infektionen: Bis Montag um Mitternacht seien 2744 Infizierte registriert worden, teilte die chinesischen Gesundheitsbehörden mit. Die Zahl der Toten stieg auf 81. Am Sonntag hatte die offizielle Zahl der Krankheitsfälle noch bei 2000 gelegen.
Internationale Forscher haben herausgefunden, dass Infizierte schon während der meist zehntägigen Inkubationszeit ansteckend sind, ohne dass sie Symptome zeigen. Jeder, der mit dem Virus Infiziert sei, stecke zwei bis drei weitere Menschen an, sagten Wissenschaftler vom Imperial College in London und der Universität Lancaster.
Ob die Ansteckungsrate so bleiben werde, hänge von der Wirksamkeit der Gegenmaßnahmen ab: Die Forscher haben errechnet, dass künftig mindestens 60 Prozent der Neuansteckungen verhindert werden müssten, um eine weitere Ausbreitung wirksam einzudämmen.
Virusursprung noch immer unklar
Noch immer ist der genaue Ursprung des Virus unklar. Das macht seine Bekämpfung so schwierig. Als Ausgangspunkt der Infektionswelle gilt ein inzwischen geschlossener Tiermarkt in der Millionenmetropole Wuhan. Dort waren auch in der Wildnis gefangene Tiere verkauft worden.
Der abgesperrte Fischmarkt in Wuhan, China von dem das Virus mutmaßlich stammt.
Inzwischen hat die chinesische Regierung den Handel mit Wildtieren landesweit verboten. Das gelte für Märkte und Online-Plattformen, teilen die Marktaufsicht, das Landwirtschafts- und das Forstministerium mit.
Wildtiere, die auf Märkten auf engstem Raum angeboten werden, gelten als Brutstätte für Viren, die sich verändern und auch auf Menschen übertragen werden können.
China testet HIV-Medikament zur Virusbehandlung
Bei der Suche nach wirksamen Gegenmitteln testet China auch ein HIV-Medikament. Chinesische Gesundheitsbehörden hätten im Kampf gegen die Lungenkrankheit die Arznei mit dem Namen Aluvia (Kaletra) angefordert, sagte eine Sprecherin des US-Pharmakonzerns AbbVie.
Der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang besuchte derweil Wuhan. Li sei in die Stadt gegangen, um die laufenden Bemühungen zur Eindämmung der Epidemie zu inspizieren und mit Patienten und medizinischem Personal zu sprechen, hieß es in einer Erklärung der chinesischen Regierung.
Die Provinz Hubei und ihre Hauptstadt Wuhan bekommen extra Hilfe: Aus zentralen Lagern werden medizinische Hilfsmittel verteilt, unter anderem Schutzanzüge, Gesichtsmasken, Handschuhe und Schutzbrillen.
100 Millionen Euro für Schutzmaßnahmen
Nach Angaben der Gesundheitsbehörden werden für weitere Schutzmaßnahmen in der Provinz umgerechnet mehr als 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Zudem wurden sieben medizinische Teams mit insgsamt 900 Fachleuten nach Wuhan geschickt, plus 450 Helfer des militärärztlichen Dienstes. Weitere 1000 stünden schon zur Verstärkung bereit.
Die Führung in Peking erweiterte auch die Liste der Städte, die unter Quarantäne stehen. Mittlerweile sind rund 45 Millionen Menschen in China vom Flug-, Bahn- und Fernbus-Verkehr abgeschottet. Auch der Autoverkehr rund um die betroffenen Städte ist stark eingeschränkt.
Entscheidende Phase
Einzelne Lokalregierungen verfügten außerdem weitere Maßnahmen: In der südchinesischen Provinz Guangdong etwa müssen alle Menschen Mundschutz tragen, wenn sie an öffentliche Orte gehen.
Der Leiter von Chinas Gesundheitskommission, Ma Xiaowei, sagte, man sei in einer entscheidenden Phase: "Es scheint, die Fähigkeiten des Virus sich auszubreiten werden stärker."
Die Mongolei hat wegen des Ausbruchs in China die Grenze zum Nachbarland geschlossen. Das gelte für alle Fußgänger und Fahrzeuge, erklärte die Regierung. Zudem bleiben alle Schulen und Universitäten bis zum 2. März geschlossen. In dem zentralasiatischen Land gibt es bisher keine bestätigten Infektionsfälle.
Gefahr in Deutschland bislang gering
Für die Menschen in Deutschland sehen Wissenschaftler bislang keine großen Gesundheitsgefahren. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, sagte im ZDF, die Gefahr für die deutsche Bevölkerung sei sehr gering.
Zudem sei die Bundesrepublik absolut gut vorbereitet, so Wieler. "Wichtig ist, dass mögliche Erkrankungen sehr früh erkannt werden."
Mit Informationen von Alfred Schmit, SWR, zzt. Hongkong