Nationalfeiertag China trauert um Corona-Tote
Das Qingming-Totengedenkfest in China steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der Corona-Krise: Staatsführung und Volk betrauern mehr als 3300 an Covid-19 Gestorbene. In Wuhan herrscht noch immer nicht Alltag.
Um Punkt zehn Uhr Ortszeit heulten in China landesweit Sirenen auf, Autos hupten und Schiffe ließen ihre Hörner ertönen: Das traditionelle Qingming-Fest, der nationale Totengedenktag, stand landesweit im Zeichen der Corona-Krise. Mehr als eine Milliarde Chinesen waren aufgefordert, drei Minuten lang schweigend innezuhalten und die Toten zu betrauern.
Staatsführung verneigt sich vor Flagge
Das Gedenken finde zu Ehren der "Märtyrer und Landsleute, die im Kampf gegen die Epidemie ums Leben gekommen sind" statt, teilte der Staatsrat mit. Staats- und Parteichef Xi Jinping und weitere Mitglieder der chinesischen Regierung trugen weiße Trauerblumen an ihren Anzügen und verneigten sich bei einer Zeremonie in Peking vor der Nationalflagge. An öffentlichen Gebäuden im ganzen Land und vor allen Botschaften Chinas weltweit wehten die Nationalflaggen auf halbmast.
In China starben offiziellen Angaben zufolge mehr als 3300 Menschen an der Lungenkrankheit Covid-19, die durch eine Infektion mit dem Coronavirus Sars-Cov-2 ausgelöst wird. Sie war in der chinesischen Metropole Wuhan in der Provinz Hubei zuerst aufgetreten. Landesweit hatten sich mehr als 82.500 Menschen infiziert - allerdings änderte die chinesische Regierung mehrmals die Zählweise.
Landesweit sind in China Flaggen auf Halbmast gesetzt, wie hier vor der Silhouette von Shanghai.
Aufforderung, Grabbesuche zu vermeiden
Mehr als zwei Monate nach Beginn der Krise hob die Staatsführung Wuhan als "Heldenstadt" hervor und lobte die Opfer, die die Bewohner im Kampf gegen das Virus gebracht hatten. Normaler Alltag herrscht in der Elf-Millionen-Stadt noch immer nicht: Erst am Mittwoch soll die strikte Abriegelung Wuhans zwar offiziell aufgehoben werden. Am Qingming-Fest teilnehmen konnten die Bewohner aber noch nicht wie gewohnt.
Üblicherweise pflegen die Chinesen an diesem Tag die Gräber, bringen den Verstorbenen Speisen, Blumen und Lieblingsgegenstände und zünden Weihrauchstäbchen und Papiergeld an. Die verbrannten Dinge sollen den Ahnen zur Verfügung stehen und sie freundlich gegenüber ihren Nachfahren stimmen, deren Geschicke sie leiten. Die Stadt Wuhan hat bis zum 30. April alle Festivitäten untersagt. Trauernde konnten aber per Online-Livestream Gedenkzeremonien verfolgen und den Friedhofspflegern beim Säubern der Gräber zusehen.
Ein Mann in Schutzkleidung misst die Körpertemperatur eines Autofahrers, der vor einem Friedhof in Peking anhält.
Trauer an virtuellen Gräbern
Ein Teil der Trauer verlagerte sich in diesem Jahr ins Netz: Prominente und andere Nutzer sozialer Netzwerke tauschten ihre Profilbilder gegen Schwarzweiß-Portraits oder dunkle Bilder aus. Der Gaming-Riese Tencent blockierte für die Dauer des Gedenktags alle angebotenen Online-Spiele.
Auf Webportalen wird außerdem die Möglichkeit angeboten, Toten an einem "virtuellen" Grab die letzte Ehre zu erweisen, unter anderem durch Anzünden einer digitalen Kerze und Hinterlassen einer Schale mit digitalen Früchten.