Hass gegen Auslandsberichterstattung wächst Chinesen sind sauer auf westliche Medien
Das chinesische Fernsehen überträgt den Olympischen Fackellauf inzwischen mit den Szenen von Demonstranten und Sicherheitskräften. Aber die Bilder werden nach Vorgaben der chinesischen Regierung kommentiert. Mit einer Medien-Kampagne wird der Hass der Bevölkerung gegen die westliche Berichterstattung geschürt.
Von Petra Aldenrath, ARD-Hörfunkstudio Peking
Während des Olympischen Fackellaufs werden die Chinesen mit Propaganda überschüttet. Das chinesische Fernsehen zeigt Bilder der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Dann ein Schnitt und die chinesische Reporterin führt Interviews mit Tibetern. Sie alle betonen, wie sehr sie sich auf den Olympischen Fackellauf freuen und dass sie die Proteste der letzten Tage verurteilen: "Die Olympischen Spiele bringen Frieden zu den Menschen, ich finde es schrecklich, was tibetische Separatisten getan haben", so eine der Tibeterinnen.
"Die westlichen Medien sind nicht objektiv"
Die Proteste während des Olympischen Fackellaufs werden zwar längst nicht mehr verschwiegen - Bilder von Demonstranten und von Sicherheitskräften sind auch in China zu sehen – aber die Bilder werden so kommentiert, wie es die chinesische Regierung vorgibt. Immer wieder wird betont, dass es eine handvoll tibetische Separatisten sei, die den Fackellauf störe. Sie wollten die Olympischen Spiele vereiteln, sie seien gelenkt vom Dalai Lama und hätten das Ziel China zu spalten. Die Berichterstattung der westlichen Medien dagegen wird scharf kritisiert: "Ich glaube dem, was unsere Regierung sagt. Die westlichen Medien sind nicht objektiv", kommentiert eine Frau auf einer Straße in Peking die Auslandsberichterstattung. Ein anderer aufgebrachter Passant meint: "Ich bin so sauer. Der Westen sieht, wie sich China entwickelt und das wollen sie zerstören. Die wären doch glücklich, wenn China nun kein Glück mehr hätte – aber sie werden ihr Ziel nicht erreichen. Die sind doch verrückt." Die beiden sind keine Einzelfälle.
Chinesische Bevölkerung verdammt den Westen
Der Hass der Chinesen gegen das Ausland wächst. Nach wie vor gibt es auch in China Oppositionelle, die ihre Regierung dazu auffordern, Gespräche mit dem Dalai Lama zu führen und die "Menschenrechte statt Olympische Spiele" fordern – doch der Großteil der chinesischen Bevölkerung verdammt zurzeit den Westen und steht so vereint wie lange nicht mehr hinter den Parolen der kommunistischen Partei: "Kein politisches System – egal ob im Westen oder im Osten - ist perfekt. Die ganze Welt kann ja nicht nur ein politisches System haben. Das sollte man respektieren."
Auch chinesische Uiguren fühlen sich unterdrückt
Dass China nach den Unruhen in Tibet die ausländischen Journalisten aus der Region verwiesen hat und sich nun beschwert, es würde einseitig berichtet, wird nicht in Frage gestellt. Solche Maßnahmen werden von der Regierung mit dem Hinweis auf Sicherheitsbedenken durchgeführt und damit, dass China die Stabilität im Lande wahren müsse. Mit dieser Argumentation rechtfertigt China sowohl die Inhaftierung kritischer Bürgerrechtler als auch eine Verhaftungswelle gegen angeblich tibetische Separatisten. Nun hat die Regierung neue Unruheherde in der von Moslems bewohnten Provinz Xinjiang ausfindig gemacht. So wie viele Tibeter beklagen seit langem auch etliche chinesische Uiguren eine kulturelle und religiöse Unterdrückung. "In der Provinz Xinjiang wurden zwei Terrorgruppen zerschlagen, die Anschläge auf die Olympischen Spiele geplant hatten", titelt die chinesische Zeitung Xin Jingbao.
Bis zu den olympischen Spielen will China, so scheint es, kräftig im Land aufräumen. Ob das gelingt, ist fraglich. Die ganze Welt blickt zurzeit auf China – die Olympischen Spiele sind für alle, die sich in China ungerecht behandelt fühlen, eine Chance, weltweit auf sich aufmerksam zu machen. Eine Chance, die so schnell nicht wieder kommt.