Clinton warnt vor Falschmeldungen "Epidemie von Fake News"
Hillary Clintons öffentliche Auftritte sind selten geworden. Eine Ausnahme machte sie bei der Verabschiedung ihres Senatskollegen Harry Reid in den Ruhestand. Dabei warnte sie vor der wachsenden Gefahr durch Falschnachrichten im Netz.
Hillary Clinton wurde von den Senatoren und Abgeordneten im Kapitol mit langanhaltendem Beifall begrüßt. Dass sie sich nach ihrer demütigenden Wahlniederlage keineswegs verstecken will, machte sie in ihrer Laudatio für den demokratischen Minderheitenführer im Senat, Harry Reid, deutlich. Dabei bewies sie auch Humor: "Das ist nicht gerade die Ansprache im Kapitol, die ich nach der Wahl zu halten gehofft hatte", sagte Clinton selbstironisch. Nachdem sie einige Wochen damit verbracht habe, "im Wald Selfies zu machen", habe sie es für eine gute Idee gehalten, "wieder aufzutauchen".
Auf ihre Wahlniederlage schaute Clinton bei ihrem Auftritt nicht mehr zurück. Allerdings warnte sie eindringlich vor den Gefahren durch Falschnachrichten und Verschwörungstheorien im Internet: "Die Epidemie böswilliger Falschnachrichten und falscher Propaganda hat im vergangenen Jahr die sozialen Medien überflutet. Jetzt ist klar, dass diese sogenannten Fake News Konsequenzen in der realen Welt haben können."
Schießerei in Washington nach "Pizzagate"
Ohne das Wort "Pizzagate" zu erwähnen, bezog sich Clinton auf einen Vorfall, der am Sonntag für Entsetzen in der Innenstadt von Washington gesorgt hatte. Ein 28-jähriger Mann aus North Carolina hatte in einer Pizzeria mit einem Sturmgewehr um sich geschossen, weil er Gerüchten im Netz glaubte, dass Hillary Clinton aus der Pizzeria heraus einen Kinderpornoring betreibe. Diese Verschwörungstheorie kursierte in den Wochen vor der Wahl in den sozialen Medien.
Zwar wurde bei dem Angriff auf die Pizzeria niemand verletzt. Dennoch warnte Clinton, dass durch Falschmeldungen "Menschenleben in Gefahr" seien. Deshalb unterstütze sie eine parteiübergreifende Initiative gegen Fake News: "Es ist zwingend notwendig, dass die Verantwortlichen sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich aktiv werden, um unsere Demokratie und unschuldige Leben zu beschützen."
Druck auf Facebook, Google und Co
In den USA wächst der politische Druck auf Facebook, Google und andere soziale Medien, mehr als bisher gegen die Verbreitung von Falschnachrichten und Verschwörungstheorien im Netz zu tun. Allerdings ist unklar, ob sich auch Donald Trump an dieser Initiative beteiligen wird. Im Wahlkampf profitierte Trump von der Verbreitung solcher Fake News und Gerüchte in rechtspopulistischen Angeboten wie Breitbart News. Der frühere Herausgeber von Breitbart News, Stephen Bannon, wird sogar am 20. Januar mit Trump als Chefstratege ins Weiße Haus einziehen.