Coronavirus Schulschließungen und eine WHO-Warnung
Wegen des Coronavirus werden weltweit zahlreiche Schulen geschlossen - doch die WHO fürchtet, dass manche Länder nicht auf eine mögliche Ausbreitung vorbereitet sind. Immer mehr Staaten melden Infektionen.
Zu viele Länder der Welt sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch nicht angemessen auf eine mögliche Ausbreitung des Coronavirus vorbereitet. "Wir sind besorgt, dass manche Länder dies entweder nicht ernst genug nehmen oder entschieden haben, dass sie ohnehin nichts tun können", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. "Wir sind besorgt, dass der Umfang des politischen Engagements und die dafür nötigen Maßnahmen dem Umfang der Bedrohung, der wir uns alle gegenübersehen, nicht entsprechen."
Die Regierungen müssten geschlossen und mit allen Ministerien hinter dem Kampf gegen das Virus stehen. Wie tödlich das Virus letztendlich sei, hänge auch davon ab, wie gut die Länder vorbereitet seien, Infektionen zu erkennen, Patienten zu isolieren und Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Das Virus werde die Welt wohl noch monatelang im Griff behalten. "Staaten sollten sich auf eine fortgesetzte Verbreitung einstellen", sagte Tedros. Was jetzt unternommen werde, entscheide darüber, wie sich die Epidemie in den einzelnen Ländern weiter entwickle.
Die Infektionszahlen entwickeln sich laut WHO unterschiedlich. Während die Neuansteckungen in China rückläufig waren, vervielfachten sie sich in anderen Ländern. Außerhalb Chinas gebe es mittlerweile 17 Mal so viele Neuinfektionen wie im Ursprungsland des Erregers - die meisten in Südkorea, Italien und dem Iran.
Zahl der Toten in Italien steigt auf 148
Mehrere Länder verschärften ihre Maßnahmen. In Italien beschränkte die Regierung Verwandtenbesuche in Pflegeheimen. Zugleich appellierte sie an ältere Menschen, das Haus nur wenn nötig zu verlassen. Landesweit sind Kindergärten, Schulen und Universitäten geschlossen. Der Zivilschutz gab 41 neue Todesfälle bekannt, insgesamt starben damit in dem Land 148 Menschen an der Lungenkrankheit Covid-19. Zugleich wurden in Italien 769 neue Infektionsfälle bestätigt, insgesamt sind es nun 3858.
Die italienische Regierung erklärte, für den Kampf gegen das Virus und die Wiederankurbelung der Wirtschaft 7,5 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen. Das Geld solle vor allem genutzt werden, "um die Ressourcen der Gesundheitsdienste, des Zivilschutzes und der Ordnungskräfte zu verstärken", sagte Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri. Zudem sollten betroffene Familien und Unternehmen unterstützt werden.
Iran schließt Schulen
Der ebenfalls stark betroffene Iran kündigte an, den Reiseverkehr zwischen großen Städten zu beschränken. Gesundheitsminister Said Namaki rief die Bevölkerung zudem auf, seltener mit Geldscheinen zu bezahlen, da diese zur Verbreitung des Virus beitrügen. Schulen und Universitäten würden bis zum persischen Neujahrsfest am 20. März geschlossen bleiben. Bislang sind im Iran nach offiziellen Angaben 107 Menschen an dem Virus gestorben, die Zahl der bestätigten Fälle beläuft sich auf 3513.
Südkorea verbot den Export von Gesichtsmasken und erlaubte nur noch den Kauf von zwei Stück pro Woche. Das Land hat mit 6088 Fällen die höchste Zahl an Infektionen außerhalb Chinas. Der Beginn des neuen Schuljahres wurde wegen der Epidemie auf den 23. März verschoben.
Millionen Schulkinder zuhause
Auch in anderen Ländern blieben Schüler wegen des Coronavirus zuhause. In Japan etwa findet in den meisten Schulen vor den Ferien Ende März kein Unterricht mehr statt. Indiens Hauptstadt Neu-Delhi kündigte die Schließung aller Grundschulen bis Monatsende an. Weltweit gehen laut der Nachrichtenagentur AFP wegen des Virus derzeit rund 300 Millionen Kinder nicht zur Schule.
Israel geht mit drastischen Methoden gegen die Ausbreitung des Virus vor: Das Land verwehrt künftig Touristen unter anderem aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ohne im Voraus getroffene Quarantänevorkehrungen die Einreise. Bislang gibt es dort 15 bestätigte Virusinfektionen. Nach Medienberichten befinden sich rund 100.000 Israelis in Heimquarantäne.
Nachem in Bethlehem Fälle aufgetreten waren, rief Palästinenserpräsident Mahmud Abbas einen 30-tägigen Notstand aus. In einem Dekret hieß es, dieser gelte in allen Palästinenser-Gebieten, um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Außerdem wurde die Schließung aller Schulen und Kindergärten sowie die Stornierung von Reservierungen ausländischer Touristen angeordnet.
Kalifornien ruft Notstand aus
Der US-Bundesstaat Kalifornien rief den Notstand aus - nur wenige Stunden nachdem der erste Todesfall dort bekanntgeworden war. Damit können Gelder und andere Hilfsmittel schneller mobilisiert werden als sonst. Bei dem Toten handele sich um einen älteren Mann, der sich vermutlich im Februar an Bord des Kreuzfahrtschiffs "Grand Princess" angesteckt habe, teilte die lokale Gesundheitsbehörde mit. Dem Schiff wurde nun die Einfahrt in den Heimathafen San Francisco verwehrt, Tausende Menschen sitzen fest.
Mit dem Passagier der "Grand Princess" erhöhte sich die Gesamtzahl der Toten infolge des Virus in den USA auf elf, es gibt mehr als 100 registrierte Infektionsfälle. Als Reaktion auf die Ausbreitung will der US-Kongress umgerechnet etwa 7,5 Milliarden Euro für den Kampf gegen das Virus bereitstellen. Das Repräsentantenhaus nahm ein entsprechendes Nothilfegesetz mit 415 zu zwei Stimmen an. Es muss nun noch vom Senat verabschiedet werden.
Virus erreicht immer mehr Länder
Unterdessen melden immer mehr Länder neue Infektionen mit dem SARS-CoV-2-Erreger und damit im Zusammenhang stehende Todesfälle. So bestätigte Südafrika einen ersten Fall. Auch Ungarn, Bosnien und Slowenien verzeichnen erste nachgewiesene Infektionen.
In der Schweiz starb eine erste mit dem Virus infizierte Patientin. Die 74-Jährige gehörte zur Risikogruppe, da sie an einer chronischen Erkrankung litt, teilte die Polizei im Kanton Waadt mit. In dem Land gibt es derzeit rund 60 bestätigte Coronavirus-Fälle. Auch in Großbritannien starb laut BBC erstmals ein Patient an den Folgen einer Infektion.