Coronavirus-Epidemie in China Fahrverbote und Hausarrest für Kritiker
In China steigt die Zahl der Corona-Fälle weiter. In der schwer betroffenen Provinz Hubei wurden Fahrverbote verhängt. Im Zusammenhang mit dem Virus steht ein Regierungskritiker offenbar unter Hausarrest.
In China steigt die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus weiter an. Die am schwersten betroffene Provinz Hubei meldete erneut einen Anstieg der Neuinfektionen und Todesfälle. Zuvor waren diese zwei Tage lang zurückgegangen.
Damit starben in China an der Lungenkrankheit bislang mehr als 1700 Menschen. Seit Ausbruch der Krankheit wurden damit mehr als 70.000 Fälle in Festland-China bestätigt. Experten vermuten jedoch eine hohe Dunkelziffer.
Fahrverbot in Hubei
In der schwer betroffenen Provinz Hubei wurde ein Fahrverbot verhängt. In Städten der Provinz, die etwa 60 Millionen Einwohner hat, dürfen nur noch Dienst- und Notfallfahrzeuge sowie Transporte mit Waren des täglichen Bedarfs auf die Straßen, wie die Regierung mitteilte. Private Fahrten seien nicht mehr zugelassen. In Hubei waren zuvor schon viele Städte abgeriegelt worden, darunter die Hauptstadt Wuhan, wo das Virus entdeckt worden war.
Professor unter Hausarrest
Im Zusammenhang mit dem Coronavirus geht die chinesische Regierung offenbar gegen einen Kritiker vor. Laut der britischen Zeitung "The Guardian" sei der Professor Xu Zhangrun de facto unter Hausarrest gestellt worden. Man habe seine Internetverbindung gekappt und seinen Zugang zu der Smartphone-Anwendung "WeChat" gesperrt.
Der Professor habe in einem Artikel das System unter Chinas Präsidenten Xi Jinping verurteilt. Es sei nach der Verbreitung des Virus nicht rechtzeitig Alarm geschlagen worden, schrieb er dort. Dies sei mit der repressiven Politik gegenüber der Gesellschaft zu erklären.
Xi rechtfertigt sich in Rede
Die chinesische Führung bemüht sich offenbar darum, dem Eindruck entgegenzuwirken, sie habe angesichts der Situation in der Provinz Hubei zu spät eingegriffen. Staatsmedien zitierten aus einer Rede von Xi Anfang Februar. Darin erklärte er, bereits Anfang Januar erste Anweisungen gegeben zu haben, um den Ausbruch der Krankheit einzudämmen.
Für landesweite Bestürzung und Anteilnahme sorgte vergangene Woche der Tod des Arztes Li Wenliang, der frühzeitig vor dem Ausbruch des Coronavirus gewarnt hatte, aber laut Berichten gezwungen wurde, diese "Gerüchte" nicht weiter zu verbreiten. Der 34-Jährige starb, weil er sich mit dem Virus angesteckt hatte.
"Diamond Princess" unter Quarantäne
Außerhalb Chinas ist die größte Zahl an Infektionen an einem Ort auf dem Kreuzfahrtschiff "Diamond Princess" vor der japanischen Hafenstadt Yokohama bekannt geworden. Das Schiff steht unter Quarantäne. An Bord sind 3700 Menschen, von denen über 350 infiziert sind. Darunter sind nach Angaben der deutschen Botschaft in Tokio zwei Deutsche.
Bei den zwei infizierten Staatsbürgern handelt es sich nach Informationen des ARD-Hörfunks um ein deutsch-irisches Paar. Sie verlassen heute - wie weitere 70 neu auf das Virus getestete Menschen - das Kreuzfahrtschiff und werden in ein Krankenhaus gebracht.
Zwei Busse warten vor der "Diamond Princess" im Hafen von Yokohama.
"Westerdam": Ein Infektionsfall
Für Aufregung sorgte außerdem, dass unter den Passagieren des Kreuzfahrtschiffs "Westerdam", das nach tagelanger Irrfahrt in Kambodscha anlegen durfte, nun doch ein Infektionsfall aufgetreten ist. Eine 83-jährige Amerikanerin wurde bei ihrer Weiterreise in Malaysia positiv auf das Virus getestet. Auch deutsche Passagiere sollen an Bord gewesen und inzwischen heimgekehrt sein.