Neuartiges Coronavirus Todesfall in Hongkong
Das neue Coronavirus breitet sich in China rasant aus: Inzwischen melden die Behörden mehr als 20.400 Infizierte und 426 Tote. Außerhalb Festlandchinas gibt es den zweiten Todesfall.
Das neue Coronavirus greift in China weiter massiv um sich. Binnen eines Tages sei die Zahl der bestätigten Fälle von 17.205 auf 20.438 gestiegen, und die der Todesopfer von 361 auf 426, teilte die nationale Gesundheitskommission mit.
Diese Zahlen werden voraussichtlich weiter in die Höhe schnellen: Chinesische Fachleute erwarten den Höhepunkt der Epidemie für Mitte Februar. Der Chef des nationalen Expertenteams, Zhong Nanshan, korrigierte damit seine bisherige Einschätzung, in der er den Höhepunkt auf das Ende dieser Woche datiert hatte.
Erster Todesfall in Hongkong
Außerhalb Festlandchinas sind weltweit mindestens 180 Infektionen dokumentiert, von denen nun die zweite tödlich verlaufen ist: In Hongkong starb ein 39-Jähriger, der vor kurzem ins zentralchinesische Wuhan gereist war, das als Zentrum des Ausbruchs gilt.
Demnach klagte der Mann zunächst über Muskelschmerzen, dann über Fieber. Er wurde auf einer Isolierstation behandelt. Nach Informationen von Lokalmedien litt der Mann unter anderen Gesundheitsbeschwerden, die seine Behandlung wegen des Virus erschwerten.
Hongkong schließt Landübergänge
Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam kündigte die Schließung fast aller Landübergänge nach Festlandchina an. Nur zwei sollen offen bleiben.
Die Philippinen hatten am Wochenende den Tod eines 44-jährigen Chinesen gemeldet. Das war der erste Todesfall außerhalb Festlandchinas.
Angesichts einer steigenden Zahl von Infektionsfällen räumte die chinesische Führung Fehler im Umgang mit der Krankheit ein. Aus dem Ständigen Ausschuss des Politbüros der regierenden Kommunistischen Partei hieß es, die Reaktion auf die Coronavirus-Epidemie habe Mängel und Schwierigkeiten beim nationalen Notfallmanagement offenbart.
Maskenpflicht für 300 Millionen Menschen
China versucht, die Krankheit mit strengen Maßnahmen aufzuhalten: Inzwischen gilt für mehr als 300 Millionen Menschen eine Schutzmaskenpflicht. Die Masken werden jedoch vielerorts knapp.
Wegen des Ausbruchs der Lungenkrankheit hat jetzt eine weitere Metropole Einschränkungen erlassen: Der innerstädtische und überregionale Busverkehr in Hangzhou wurde teilweise eingestellt.
Zudem forderte die Stadtregierung alle zehn Millionen Bewohner der Metropole auf, möglichst nicht vor die Tür zu gehen. Familien sollten ein Mitglied bestimmen, das alle zwei Tage zum Einkaufen vor die Tür gehen könne. Hangzhou liegt rund 750 Kilometer östlich der schwer betroffenen Stadt Wuhan.
Von China aus hat sich das Virus inzwischen in mindestens 24 andere Länder ausgebreitet. In Bayern wurden am Montagabend zwei weitere Krankheitsfälle bekanntgegeben. Bei einem von ihnen handelt es sich nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums um einen weiteren Mitarbeiter des Automobilzulieferers Webasto aus dem Landkreis Starnberg.
Zwölf Infizierte in Deutschland
Zuvor war schon bei acht anderen Webasto-Mitarbeitern das Virus diagnostiziert worden. Bei dem zweiten neu bestätigten Infektionsfall handelt es sich um ein Kind aus der Familie eines Webasto-Angestellten, bei dem der Erreger vergangene Woche nachgewiesen worden war. Zuvor war bereits bei einem anderen Kind derselben Familie das Virus festgestellt worden.
Die Webasto-Mitarbeiter hatten sich bei einer infizierten Kollegin aus China angesteckt, die für ein Seminar in Bayern zu Gast war.
Die anderen beiden bestätigten Krankheitsfälle in Deutschland gehören zu den mehr als einhundert Menschen, die am Samstag mit einem Sonderflug aus Wuhan zurückgeholt worden waren. Alle Betroffenen sind in Krankenhäusern isoliert.
Virus-Ursprung bei Fledermäusen?
In der vergangenen Woche hatte die Weltgesundheitsorganisation einen internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Damit können mehr Geld und Ressourcen für den Kampf gegen die Infektionskrankheit bereitgestellt werden.
Chinesische Forscher berichteten von weiteren Beweisen, dass das Virus seinen Ursprung in Fledermäusen habe. Die Genomsequenzen von sieben Patienten seien zu 96 Prozent mit Virenproben der Tiere identisch gewesen, schrieben die Wissenschaftler in einer im Fachmagazin "Nature" veröffentlichten Studie.
Keine Betreuung wegen Quarantäne - Behinderter stirbt
In der chinesischen Provinz Hubei starb ein schwerbehinderter Jugendlicher, nachdem sein Vater in Quarantäne genommen wurde. Da der 17-Jährige weder sprechen noch laufen oder selbständig essen konnte, sei er nach einer Woche gestorben, teilten die lokalen Behörden mit.
Der Vater hatte aus der Quarantäne einen Hilferuf in Online-Netzwerken abgesetzt und darum gebeten, dass jemand nach seinem hilflosen Sohn sehen möge. Der Hilferuf kam jedoch zu spät. Nach dem Vorfall wurden der örtliche Vorsitzende der Kommunistischen Partei und der Bürgermeister abgesetzt.