Maßnahmen gegen Coronavirus Immer mehr Länder schotten sich ab
Erst Tschechien, dann Dänemark und nun auch Polen: Nach und nach entscheiden sich immer mehr europäische Länder dafür, die eigenen Grenzen zu schließen, um sich bestmöglich gegen das Coronavirus zu schützen.
Um der Coronavirus-Pandemie entgegenzuwirken, riegeln immer mehr Länder die eigenen Grenzen ab. Auch Polen entschied nun, die Einreise von Ausländern vorerst zu untersagen.
In der Nacht von Samstag und Sonntag sollen an den Landesgrenzen ab Mitternacht umfassende Kontrollen durchgeführt werden, kündigte der polnische Innenminister Mariusz Kaminski an. Polnische Staatsbürger dürften weiterhin einreisen, müssten sich aber nach ihrer Rückkehr in eine 14-tägige Quarantäne begeben.
Internationale Zug- und Flugverbindungen würden ab Sonntag ausgesetzt, teilte Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki mit. Für den Warenverkehr blieben die Grenzen aber geöffnet. Die Maßnahmen seien zunächst für einen Zeitraum von zehn Tagen angesetzt, könnten aber um weitere 20 Tage verlängert werden.
"Schwierige Entscheidungen, um härtere Zeiten zu vermeiden"
Auch im öffentlichen Leben verhängte Polens Regierung strikte Einschränkungen: Geschäfte und Einkaufszentren sollen mit Ausnahme von Lebensmittelläden und Apotheken geschlossen bleiben, ebenso wie Restaurants, Cafés oder Bars. Lieferdienste dürften aber weiterhin betrieben werden. Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern wurden untersagt.
"Dies sind schwierige Entscheidungen, aber mit ihnen können wir noch härtere Zeiten vermeiden", begründete Morawiecki die Regelungen. In Polen haben sich nach Angaben der Johns Hopkins-Universität bislang fast 60 Menschen mit dem Virus infiziert, ein Mensch starb infolge einer Ansteckung.
Auch Dänemark macht Grenzen dicht
Zuvor hatte auch Dänemark angekündigt, ab Samstagmittag seine Grenzen bis Ostern zu schließen. Touristen und andere Ausländer ohne konkreten Grund für eine Einreise kämen nicht mehr ins Land. Polizei und Militär sollen Kontrollen durchführen, kündigte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen an. Diese konzentrierten sich vorrangig auf die Grenzen zu Deutschland und Schweden. Die Einfuhr von Waren sei aber weiterhin möglich.
Frederiksen zufolge haben sich in Dänemark bisher rund 800 Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert.
Tschechische Regierung ruft Notstand aus
Tschechien hatte bereits am Donnerstag den Notstand ausgerufen und seinen Staatsbürgern die Ausreise in 15 als Risikogebiete deklarierte Staaten untersagt und zudem Kontrollen an elf Grenzübergängen angekündigt. Knapp 24 Stunden später verschärfte die tschechische Regierung ihre Vorsichtsmaßnahmen nochmals: Ab Montag dürfen Ausländer nicht ein- und Tschechen nicht mehr ausreisen. Auch die Ukraine schließt die eigenen Landesgrenzen zunächst für zwei Wochen.
Macron für Kontrollen an Schengengrenzen
Der französische Präsident Emmanuel Macron befürwortet das Konzept von strengeren Kontrollen und Einreisebeschränkungen an den Grenzen des Schengenraumes. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete, habe er ein solches Konzept der EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen vorgeschlagen. So sollten die Gesundheitssysteme der Schengenländer entlastet werden.
Von der Leyen hatte sich allerdings gegen einseitige Einreisestopps oder Grenzkontrollen ausgesprochen und stattdessen vorgeschlagen, "Gesundheitschecks" an den Schengen- und Binnengrenzen sowie innerhalb einzelner EU-Staaten durchzuführen.
Rückhalt erhielt Macron von seinem Innenminister Christophe Castaner. Er fordere in Übereinstimmung mit Bundesinnenminister Horst Seehofer eine europäische Koordination von Kontrollen an den Schengenaußengrenzen.