Telefonat von Coulibaly mit TV-Sender Die Motive der Terroristen
Es ist ein Gespräch, das Einblicke in die Motive der Attentäter liefert. Zwei Stunden vor seinem Tod sprach der Geiselnehmer von Paris, Amedy Coulibaly, per Telefon mit einem französischen TV-Sender. tagesschau.de dokumentiert das Gespräch.
Amedy Coulibaly, der bei einer Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt in Paris mehrere Menschen tötete, rief am Nachmittag gegen 15 Uhr den französischen Sender BFMTV an. Etwa zwei Stunden später wurde er beim Zugriff von Elite-Polizisten erschossen. Das Gespräch mit BFMTV im Wortlaut:
BFMTV: Warum sind Sie dort?
Coulibaly: Ich bin hier, weil der französische Staat IS (die Dschihadisten-Gruppe Islamischer Staat, Anm. d. Red.), das Kalifat angegriffen hat.
BFMTV: Haben Sie Anweisungen bekommen?
Coulibaly: Ja.
BFMTV: Stehen Sie im Kontakt mit ihren beiden Brüdern (Chérif und Said Kouachi, die beim Angriff auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" am Mittwoch zwölf Menschen getötet haben sollen, Anm. d. Red.)?
"Meine Frau ist nicht da"
Coulibaly: Ja. Wir haben uns für den Anfang dieser Operationen abgestimmt. Sie "Charlie Hebdo", ich die Polizisten.
BFMTV: Stehen Sie noch im Kontakt? Haben Sie sie in letzter Zeit mit dem Telefon erreicht?
Coulibaly: Nein.
BFMTV: Ist Ihre Frau bei Ihnen? (Nach Coulibalys 26-jähriger Lebensgefährtin Hayat Boumeddiene wird wegen der tödlichen Schüsse auf eine Polizistin am Donnerstag südlich von Paris gefahndet, Anm. der Red.)
Coulibaly: Nein, ich bin alleine. Meine Frau ist nicht da.
BFMTV: Wieviele Menschen sind in dem Geschäft?
Coulibaly: Es gibt vier Tote und 16 Personen mit Kind, das macht 17 mit einem Kind (Coulibaly spricht mit jemandem). Er sagt, dass acht Frauen hier sind.
"Armee soll sich zurückziehen"
BFMTV: Was wollen Sie?
Coulibaly: Ich will, dass sich die Armee aus dem Islamischen Staat zurückzieht, aus allen Gebieten, wo sie den Islam bekämpft. Ich bin bereit zu verhandeln. Sagen sie ihnen, dass sie mich anrufen.
BFMTV: Zu welcher Gruppe gehören Sie?
Coulibaly: Zum Islamischen Staat.
BFMTV: Waren Sie vor Ort?
Coulibaly: Ich habe es vermieden, denn es hätte mein Projekt gefährdet, wenn ich es gemacht hätte.
BFMTV: Haben Sie das Geschäft aus einem bestimmten Grund ausgesucht?
Coulibaly: Ja. Die Juden. Wegen der Unterdrückung, vor allem des Islamischen Staats, aber überall. Es ist für alle Gegenden, wo Muslime unterdrückt werden. Palästina gehört dazu.
BFMTV: Stehen neben Ihren beiden Brüdern noch andere Personen mit Ihnen in Verbindung?
Coulibaly: Auf diese Frage werde ich nicht antworten. Es reicht mit den Fragen. Reichen Sie meine Nummer an die Polizei weiter.