Islamistische Gruppen Der Dschungel deutscher Dschihadisten
Al Kaida, DTM, IJU und IMU: Deutsche Islamisten haben anscheinend Kontakt zu verschiedenen extremistischen Gruppen, die im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aktiv und eng miteinander verwoben sind. Über die genauen Unter- und Überordnungen herrscht Unklarheit. Auch zur Stärke der Gruppen gibt es nur unklare Schätzungen. Philipp Holtmann von der Stiftung Wissenschaft und Politik ordnet die Gruppen ein.
Die Deutsche Taliban-Mudschaheddin (DTM) scheinen einerseits eine Untergruppe der IJU zu sein, verfügen andererseits aber auch über Verbindungen zu den afghanischen Taliban. Ihren Internet-Videos nach zu urteilen ist die Gruppe operativ gut ausgebildet. Mehrere Mitglieder der DTM sind bei Kämpfen oder Anschlagsversuchen in Afghanistan und Pakistan getötet worden. Dazu gehören der deutsche Islamist Eric Breininger und Ahmed M., der in Salzgitter geboren und bereits vor zehn Jahren in die Türkei abgeschoben wurde. Er war einer der Propagandachefs der DTM.
Die Islamische Dschihad-Union (IJU) ist ihrerseits eine Splittergruppe der IMU mit Verbindungen zur Al Kaida. Zunächst wurde gemutmaßt, dass es sich nur um eine mediale Inszenierung handelt. Spätestens mit dem Auftreten von Personen im Namen der IJU wurde diese jedoch real. Zu IJU hatte auch die Sauerlandzelle Kontakte, die Anschläge in Deutschland plante. Der 2010 getötete deutsche Dschihadist Eric Breininger trainierte bei der IJU in Wasiristan. In Afghanistan starben außerdem die von der Sauerlandzelle rekrutierten und von der IJU trainierten Deutschen Sadullah Kaplan und Cüneyt Ciftci. Ciftci beging 2008 einen Selbstmordanschlag.
Die Islamische Bewegung Usbekistan (IMU) war bereits seit 1999 in Usbekistan, Tadschikistan und Afghanistan aktiv. Seit Ende 2008 bot die IMU deutschen Islamisten im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet Zuflucht, darunter eine "Reisegruppe" aus Hamburg. Direkt zur IMU gerechnet werden die marokkanischstämmigen Brüder Yassin und Mounir C. aus dem Rheinland und in Iran geborene Shahab D., der in Hamburg gelebt hat. Andere deutsche Dschihadisten sind nicht der IMU angeschlossen, werden aber von ihr trainiert und beherbergt. Offenbar handelt es sich aber um keine harmonische "Dschihad-Community". Einige von ihnen wollen angesichts der autoritären Führung und der Lebensbedingungen der Gruppe den Rücken kehren und zurück nach Hause gehen.
Al Kaida drohte 2009 in Gestalt von Bekkay H. aus Bonn mit Anschlägen in Deutschland. Das in Wasiristan basierte Netzwerk hat anscheinend versucht, unter ausländischen Dschihadisten-Gruppen Freiwillige für seine Ziele anzuwerben. Nach Aussage inhaftierter Deutscher versuchte Al Kaida in der deutschen Kolonie Freiwillige für Finanzierung und Anschläge im Stile der Attentäter von Mumbai rekrutieren. Mitglieder der Hamburger Reisegruppe besuchten auch die inzwischen geschlossenen Taiba-Moschee in Hamburg, die frühere Al-Kuds-Moschee. Dort verkehrten einige der späteren Attentäter der Al-Kaida-Anschläge vom 11. September 2001, sowie Dschihadisten, die angeblich in die Anschläge in Spanien und Marokko verwickelt waren.