Benzin- und Diesel-Verbot Zu spät und zu wenig?
Ab 2040 soll in Großbritannien ein Verkaufsverbot für Diesel- und Benzinfahrzeuge gelten. Umweltschützern geht das aber nicht weit genug. Sie fordern eine City-Maut - vor allem für Dieselfahrzeuge. Das lehnt die Regierung von Premierministerin May aber ab.
Die Regierung in London hat lange gezögert: Seit Jahren werden auf britischen Straßen Schadstoffwerte gemessen, die über den EU-Grenzwerten liegen. Aber erst nachdem Gerichte die Regierung zum Handeln gezwungen hatten, legte sie nun einen Plan für sauberere Luft vor. Danach dürfen in Großbritannien ab 2040 keine Autos mehr verkauft werden, die von Diesel- oder Benzinmotoren angetrieben werden. Auch Hybrid-Fahrzeuge, die zusätzlich zum Elektroantrieb über einen Verbrennungsmotor verfügen, sollen auf der Insel dann nicht mehr verkauft werden.
"Wir müssen die Benziner und Diesel von unseren Straßen verbannen", sagte Umweltminister Michael Gove. "Nicht nur aus gesundheitlichen Gründen, sondern auch, um unsere Klimaschutzziele zu erreichen." Die gute Nachricht sei, dass auch die Automobilhersteller in diese Richtung marschierten: "Volvo zum Beispiel, oder gestern auch BMW, mit der Ankündigung, in Oxford einen Elektro-Mini zu produzieren." Es sei wichtig, dass die Regierung diese Pläne unterstützt.
Der britische Umweltminister räumte allerdings ein, dass das Verkaufsverbot ab dem Jahr 2040 kurzfristig weder dem Klimaschutz noch der Gesundheit hilft. Professor Hugh Coe, Schadstoffexperte an der Universität Manchester, sagt, dass vor allem die Stickstoffemissionen der Dieselfahrzeuge die Menschen krank machen. "Der Stickstoffoxidausstoß in den britischen Städten wird zu 90 Prozent von den Autos verursacht", so Coe. "Er schädigt die Lungenfunktionen, die Herztätigkeit und auch das Gehirn."
Umweltschützer fordern City-Maut
Umweltschützer fordern deshalb Verbotszonen in britischen Städten, vor allem für Dieselfahrzeuge. Rechtsanwältin Anna Heslop, die die Urteile gegen die britische Regierung erstritten hatte, sagt: "Die Antwort muss ein ganzes Netz von Umweltzonen sein, die die Autos daran hindern, in die am stärksten belasteten Stadtteile zu fahren. Zum Beispiel auch durch eine besonders hohe City-Maut für Dieselautos." Es sei die effektivste Maßnahme, aber die Regierung lehne dies ab.
In der Tat. Während der Londoner Bürgermeister bereits einen Aufschlag auf die City-Maut für Dieselautos angekündigt hat, will die Regierung auf nationaler Ebene erst einmal nichts davon wissen. Stattdessen stellte sie knapp 300 Millionen Euro für die Kommunen bereit, damit diese zum Beispiel ihre Busse umweltfreundlicher machen.
Der britische ADAC, die AA, unterstützt den Umstieg auf Elektroautos, fordert aber gleichzeitig den Ausbau von Ladestationen im ganzen Land. "Wir brauchen vor allem schnelle Ladestationen, die die Batterien der Fahrzeuge innerhalb einer halben Stunde aufladen", sagte AA-Sprecher Jack Cousens. "Es muss auch sicher gestellt werden, dass das Strommetz nicht zusammenbricht, wenn alle Fahrer ihre Autos am Abend aufladen."
Regierung lehnt Abwrackprämien ab
Der britische Automobilverband fordert auch eine Abwrackprämie für ältere Dieselfahrzeuge. Die Regierung will da aber nicht mitziehen - Umweltminister Gove hält Abwrackprämien für Geldverschwendung.