Nayib Bukele
Porträt

Neuer Präsident in El Salvador Hipster oder Populist?

Stand: 01.06.2019 12:15 Uhr

Er trägt gern Lederjacke und Basecap - und liebt die sozialen Netzwerke: El Salvadors neuer Präsident Bukele ist erst 37 Jahre alt und verkörpert den Abschied vom etablierten Parteiensystem.

Soziale Netzwerke sind sein Element. Vor allem auf Twitter scheint Nayib Bukele viel Zeit zu verbringen. An nur einem Tag, am 28. Mai, sendete sein Account 132 Beiträge. In dem Kurznachrichtendienst verkündet der erst 37 Jahre alte Präsident die Namen seiner Kabinettsmitglieder oder macht auf die Missstände im Land aufmerksam, die er abstellen will.

Vor allem der Korruption hat der frühere Bürgermeister der Hauptstadt San Salvador den Kampf angesagt. Das ist ein ehrgeiziges Ziel in einem Land, in dem deshalb Strafverfahren gegen die letzten drei Präsidenten laufen. "Das Problem ist doch: Wer bezahlt am Ende die Rechnung? Das sind immer die Armen, immer die Arbeiter, die Tag und Nacht schuften, um sich und ihrer Familie ein besseres Leben zu ermöglichen." Das Geld könne nicht einfach von irgendwoher kommen, so Bukele. "Meistens kommt es aus den Geldbeuteln der armen Leute."

Millionen Menschen in Armut

Ohne Korruption gäbe es weniger Armut und weniger Gewalt, meint er. In El Salvador lebt etwa ein Drittel der 6,2 Millionen Einwohner in Armut. Jugendbanden kontrollieren ihre Viertel. Viele Menschen laufen vor Elend und Gewalt davon. Schon mehr als zwei Millionen El Salvadorianer leben in den USA. Ohne ihre Überweisungen, die ein Fünftel des BIP ausmachen, läge die ohnehin schwache Wirtschaft am Boden.

Bukele, der einer wohlhabenden Unternehmerfamilie entstammt, will die Wirtschaft mit Staatsausgaben ankurbeln: Flughafen, Hafen und eine Eisenbahnlinie will er bauen. Er legt aber nicht dar mit welchem Geld.

Nayib Bukele und seine Frau Gabriela Rodriguez in einem Wahllokal in San Salvador

Nayib Bukele und seine Frau Gabriela Rodriguez posieren während der Präsidentschaftswahl vor Fotografen in San Salvador.

"Es gibt ein paar Alarmsignale"

Große Infrastrukturprojekte zu versprechen, charakterisiert den lateinamerikanischen Populismus. Der Journalist und Analyst Sergio Arauz findet es aber noch zu früh, Bukele so zu etikettieren: "Ich glaube, es gibt ein paar Alarmsignale. Wenn die bleiben, kann man sagen: Er ist ein Populist. Er ist ein Präsident, der nicht mit Kritik umgehen kann und sich lieber mit Leuten umgibt, die seiner Meinung sind. Das ist beunruhigend."

Seine Versprechungen seien nicht realistisch. Viele El Salvadorianer wüssten nicht, welche Pläne er hat, so Arauz. "Bukele beteuert nur immer wieder sehr eloquent, die Korruption zu beenden, die Wirtschaft anzukurbeln und große Bauprojekte zu beginnen. Erst nach ein oder zwei Jahren im Amt werden wir wissen, ob er ein Populist ist oder nicht."

Bukele, der auf Pressekonferenzen verzichtet, hat einfache Rezepte: Um das Land voranzubringen, müsse es einen Bruch mit der Vergangenheit geben. Während des Bürgerkrieges 1980 bis 1991 war er noch ein Kind. Danach wechselten sich die rechte Arena-Partei und die aus der linken Guerilla hervorgegangene FMLN an der Macht ab.

Parteipolitisch nicht festgelegt

Bukele, war ursprünglich FMLN-Mitglied. Nach seinem Rauswurf gründete er eine eigene Partei, die aber nicht zur Präsidentenwahl zugelassen wurde. Jetzt trat er als Kandidat der rechten Partei GANA an und erreichte mehr Stimmen als Arena und FMLN zusammen. In Lederjacke präsentierte er sich am Wahlabend im Februar seinen Anhängern: "Es ist ein historischer Tag für unser Land! Heute hat El Salvador das Zweiparteiensystem zerstört!"

Während seine Gegner Hunderte Wahlkampfveranstaltungen organisiert hatten und übers Land gezogen waren, genügten Bukele eine Handvoll Auftritte und die sozialen Netzwerke. So hat er vor allem junge Leute und die von der FMLN enttäuschten Linkswähler erreicht. Ab heute hat er fünf Jahre Zeit, die hohen Erwartungen zu erfüllen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 01. Juni 2019 um 15:20 Uhr.