Weniger Kleingeld EU will Cent-Münzen abschaffen
Zu teuer, zu schwer, zu lästig - geht es nach der EU-Kommission, verschwindet zumindest das kleine Kupfergeld aus dem Portemonnaie. Für Ein- und Zwei-Cent-Münzen wird das Aus geplant.
Wie kann man das Leben der Bürger in der EU einfacher machen? So lautet die Frage für die neue EU-Kommission unter Ursula von der Leyen. "Vereinfachungspotenzial und Fitness-Check" steht über einer Liste der Initiativen zur Entbürokratisierung. Das Papier der EU-Kommission liegt dem ARD-Studio Brüssel vor, es datiert vom 19. Dezember. Und ist versehen mit dem ausdrücklichen Zusatz: vertrauliche Information, bitte nicht weiterverbreiten.
Denn Ursula von der Leyen will das Vorhaben der Kommission, alle Ein- und Zwei-Cent-Münzen aus dem Verkehr zu ziehen, erst am Mittwoch bekannt geben. Unter der Überschrift "Eine Wirtschaft, die für die Bevölkerung arbeitet" findet sich unter Punkt 43 ein "Vorschlag für einheitliche Rundungsregeln". Wörtlich heißt es darin: "Der Vorschlag zielt darauf, Ein- und Zwei-Cent-Münzen abzuschaffen."
Das Kleingeld ist ein Kostenfaktor
Und zwar wegen der Nachteile und Herausforderungen, die mit ihrer Benutzung verbunden sind. Im Klartext: die Herstellungskosten für Ein- und Zwei-Cent-Münzen und die Transportkosten. Die sind je nach geografischer Lage sehr hoch. So bekommt zum Beispiel die Nordseeinsel Wangerooge bereits seit November kein Kupfergeld (1, 2, und 5 Cent) mehr, weil die Münzen häufig wegen Ebbe und Flut nicht mit dem Fährdienst sondern per Flieger gebracht werden mussten.
Der Transport von Kleingeld durch Dienstleister ist ein nicht unerheblicher Kostenfaktor für den Einzelhandel.
Von der Leyen verweist zur Begründung ihres Vorschlags auf einen Report, den die Kommission noch unter ihrem Amtvorgänger Jean-Claude Juncker erstellt hatte. Darin wird darauf hingewiesen, dass immer mehr Euro-Staaten dazu übergegangen sind, Beträge beim Einkaufen auf volle fünf Cent runden zu lassen. Zu diesen Ländern gehören zum Beispiel die Niederlande und Belgien.
In dem Bericht heißt es außerdem, laut jährlichen Kommissionsumfragen gebe es heute in keinem EU-Land mehr eine Mehrheit für die Beibehaltung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen.
Vorerst nur ein Arbeitspapier
Bisher ist die geplante Abschaffung des Kupfergeldes nicht mehr als ein Arbeitsvorhaben der EU-Kommission. Der von-der-Leyen-Plan ist nach Informationen des ARD-Studio Brüssel bei vielen Euro-Mitgliedsstaaten noch gar nicht angekommen.
Und ohne deren Zustimmung läuft nichts. Beim CSU-Finanzexperten Markus Ferber schrillen bereits die Alarmglocken. Auf keinen Fall dürfe der Einstieg in den Bargeldausstieg vorbereitet werden, warnt der Europapolitiker.