Gegen nukleare und chemische Gefahren EU richtet weitere Notfallreserven ein
Zur Vorbereitung auf chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahren richtet die EU in drei weiteren Ländern Notreserven ein. Hintergrund ist auch der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.
Die EU weitet die strategischen Reserven für chemische, biologische, radiologische und nukleare (CBRN) Gefahren auf drei weitere Standorte in Europa aus. Neben Finnland wollen künftig auch Frankreich, Kroatien und Polen entsprechendes Material im Gesamtwert von fast 546 Millionen Euro vorhalten, wie die EU-Kommission in Brüssel mitteilte.
EU will besser vorbereitet sein
Die Reserven umfassen unter anderem Gegengifte, Antibiotika, Impfstoffe, Beruhigungsmittel sowie Schutzausrüstungen wie Gasmasken, Schutzanzüge, Detektoren für Chemikalien und Strahlenmessgeräte. Sie könnten etwa im Falle eines Atomunfalls, eines Lecks an einer Chemieanlage oder bei einem Terroranschlag genutzt werden.
Als Hintergrund nannte die EU auch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Dieser habe die Notwendigkeit einer strategischen Reserve an kritischen Arzneimitteln und Schutzausrüstung insbesondere bei atomaren, biologischen oder chemischen Angriffen oder Unfällen unterstrichen. Der für das EU-Krisenmanagement zuständige Kommissar Janez Lenarcic sagte, der Krieg zeige, dass die EU besser auf CBRN-Risiken vorbereitet sein müsse.
Größten Gefahren für die öffentliche Gesundheit
Die EU hatte atomare oder chemisch-biologische Bedrohungen im vergangenen Jahr als eine der größten Gefahren für die öffentliche Gesundheit definiert. Außerdem wurden Krankheitserreger mit hohem Pandemiepotenzial und antimikrobielle Resistenzen genannt. Sie alle seien schwerwiegende grenzüberschreitende Gesundheitsgefahren, hieß es.
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides betonte, Gegenmaßnahmen müssten im Falle einer Bedrohung schnell verfügbar sein. Vor allem zu Beginn der Corona-Pandemie waren wichtige Güter teils rar.
Sobald die Reserven eingerichtet sind, können die Mitgliedstaaten über das Zentrum für Notfall-Koordination Material aus den Beständen anfordern. Parallel zur Einrichtung der vier Reserven forderte die EU-Kommission kürzlich die Mitgliedstaaten zu weiteren Vorschlägen auf, wie sie auf bestimmte Notlagen reagieren wollen. Es geht um Maßnahmen im Umfang von 636 Millionen Euro.