Andrang bei EU-Abstimmung Sommerzeit-Votum zwingt Server in die Knie
Die Frage nach Sinn und Unsinn der Sommerzeit beschäftigt viele Menschen seit langem. Als die EU gestern eine Online-Abstimmung dazu startete, waren die Server dem Ansturm nicht gewachsen. Von Karin Bensch.
Die Frage nach Sinn und Unsinn der Sommerzeit beschäftigt viele Menschen seit langem. Als die EU gestern eine Online-Abstimmung dazu startete, waren die Server dem Ansturm nicht gewachsen.
"Der Europa-Server steht zur Zeit nicht zur Verfügung. Wir bitten um Ihr Verständnis", ist auf der Website der EU-Kommission zu lesen. Grund ist der Online-Fragebogen zur Sommerzeit. Soll sie in Zukunft abgeschafft oder beibehalten werden?
Offenbar hatten sich auf den Aufruf so viele Leute gemeldet, dass der Server in die Knie ging. Nach Angaben der EU-Kommission soll die Website im Laufe des Tages wieder erreichbar sein.
Doch was steckt eigentlich hinter diesem Online-Fragebogen? Soll da wegen der Fußballweltmeisterschaft in Russland die europäische auf die russische Zeit umgestellt werden, fragte ein englischer Journalist scherzhaft.
Ganz oder gar nicht
Nein, das habe gar nichts mit der russischen Zeit zu tun, antwortete der Sprecher von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker amüsiert: "Es geht um zwei Möglichkeiten: Entweder wird die Sommerzeit beibehalten, so wie sie jetzt ist, oder sie wird in der gesamten Europäischen Union abgeschafft", sagte der Kommissionssprecher.
Noch bis Mitte August können Europäer ihre Meinung in den Online-Fragebogen tippen. Anschließend will die EU-Kommission die Meinungen auswerten. Doch was passiert danach? Hat die Befragung direkte Konsequenzen? Wird die Sommerzeit in Europa abgeschafft, wenn die meisten dafür sind?
Meinungsbild ohne direkte Konsequenzen
"Nein, das Ganze hat keine direkten Folgen", stellt der Kommissionssprecher klar. Es gehe der Brüsseler Behörde vielmehr darum, sich ein Meinungsbild zu machen. Es ist immer eine gute Sache, Bürger und Interessensvertreter zu befragen, meint der Kommissionssprecher.
Hinzu kommt, dass das Europaparlament die EU-Kommission Anfang des Jahres aufgefordert hatte, die Richtlinie unter die Lupe zu nehmen. Sollte die EU-Kommission zu dem Schluss kommen, dass die Nachteile der Zeitumstellung überwiegen, könnte sie den EU-Ländern und dem Europaparlament vorschlagen, das Gesetz zu ändern.
In Deutschland gibt es die Sommerzeit seit 1980. Ziel war damals, Energie zu sparen. In den meisten anderen EU-Ländern stellen die Menschen erst seit 1996 die Uhren am letzten Sonntag im März um - und zwar eine Stunde vor und am letzten Oktobersonntag wieder eine Stunde zurück. Dadurch kann man im Frühling eine Stunde weniger schlafen, im Herbst dafür eine Stunde mehr.
Wenig Nutzen, viel Kritik
Der Nutzen von Sommerzeit und Normalzeit im Winter ist umstritten. Laut Umweltbundesamt knipsen die Deutschen wegen der Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends seltener das Licht an - im Frühjahr und Herbst wird jedoch morgens mehr geheizt.
Außerdem sehen Mediziner Gesundheitsrisiken. Schlafforscher warnen, empfindsame Menschen könnten Probleme mit dem zeitlichen Hin und Her haben – inklusive Schlafstörungen und Appetitlosigkeit.
Umfragen haben gezeigt, dass eine große Mehrheit der Deutschen sich wünscht, dass die Zeitumstellung abgeschafft wird. In einer repräsentativen Studie des Forsa-Instituts sprachen sich erst im März gut 70 Prozent der Befragten gegen die Sommerzeit aus.