Vorwahlerhebung Positiver Blick auf Europa
Seit Donnerstag wird in Europa gewählt - heute Abend endlich gibt es Ergebnisse. Ob die Abstimmung zur Schicksalswahl wird? Eine breite Mehrheit zumindest stehe der EU positiv gegenüber, sagt ARD-Wahlexperte Schönenborn in den tagesthemen.
Am Abend endet - nach vier Tagen - die Europawahl. Die Ergebnisse werden vielerorts mit Bangen erwartet, immer wieder wird der Begriff "Schicksalswahl" bemüht. Die Befürchtung: Starke Gewinne für Rechtspopulisten und Europagegner, herbe Verluste für Christ- und Sozialdemokraten.
Ob es so kommt? Zumindest die These, dass viele Menschen Europa den Rücken gekehrt hätten, lässt sich so nicht halten. Laut einer Vorwahlerhebung von Infratest dimap im Auftrag der ARD ist eine breite Mehrheit positiv gegenüber Europa eingestellt. Die Menschen seien so sehr von Europa überzeugt "wie noch nie in den vergangenen 35 Jahren", sagte ARD-Wahlexperte Jörg Schönenborn in den tagesthemen. In neun Ländern sind 80 oder mehr Prozent der Befragten der Ansicht, dass ihr Land von der EU-Mitgliedschaft profitiert hat. In zehn weiteren Ländern meinen das immerhin zwischen 65 und 80 Prozent. Nur in Italien liegt die Zustimmung unter 50 Prozent.
Globale Fragen gemeinsam beantworten
Und was genau bewerten die Bürger positiv? 78 Prozent sehen durch die EU klare wirtschaftliche Vorteile. Fast ebenso viele - 77 Prozent - meinen, die EU könne besser als einzelne Staaten auf globale Probleme reagieren. Das sei im Übrigen eine Ansicht, die quer durch alle Parteien vertreten werde, so Schönenborn.
Die Krisen und Konflikte, die nur global zu bewältigen sind, sorgen dann auch für ein deutlich gestiegenes Interesse an der Europawahl - zumindest in Deutschland. 69 Prozent halten die Wahl für wichtig - der höchste Wert, der jemals von Infratest dimap gemessen wurde. Zum Vergleich: Noch 2009 interessierten sich nur 43 Prozent der Befragten für die Europawahl.
Ebenfalls überraschend: Eine Mehrheit von 54 Prozent interessiert sich vor allem für die Mehrheitsverhältnisse im Europaparlament. Nur für eine Minderheit von 18 Prozent ist das Abschneiden der deutschen Parteien wichtig.
Montag alles anders im Europaparlament?
Und tatsächlich wird die Wahl dieses Mal spannend: Seit 40 Jahren gibt es im Europaparlament die klassische Koalition aus Christ- und Sozialdemokraten. Das könnte - möglicherweise - ab Montag anders aussehen. Zunächst aber heißt es abwarten, denn Ergebnisse gibt es erst, wenn auch die allerletzten Wahllokale in der EU geschlossen sind - und das ist erst heute um 23 Uhr in Italien der Fall.