Affenpocken Großbritannien empfiehlt Quarantäne
Wer engen Kontakt zu Affenpocken-Patienten hatte, soll in Großbritannien für drei Wochen in Quarantäne. Empfehlungen für Deutschland könnten laut Gesundheitsminister Lauterbach am Dienstag vorgelegt werden.
Menschen mit engem Kontakt zu mit Affenpocken Infizierten sollen in Großbritannien für drei Wochen in Quarantäne. Das empfiehlt die britische Gesundheitsbehörde UKHSA in einer aktuellen Mitteilung. Als enge Kontaktpersonen gelten dabei Menschen, die mit Infizierten Geschlechtsverkehr hatten, mit ihnen in einem Haushalt leben oder ohne Schutzkleidung deren Bettwäsche gewechselt haben.
Zusätzlich zur Quarantäne sollten diese Personen auch eine Pockenimpfung erhalten. Sich möglichst vor einem Kontakt mit Infizierten schützen, sollten sich Schwangere, Kinder unter zwölf Jahren und Menschen mit unterdrücktem Immunsystem.
Mehr Fälle in Deutschland erwartet
In Deutschland gibt es noch keine allgemeinen Handlungsempfehlungen, das Robert Koch-Institut (RKI) arbeite aber daran, sagte eine Sprecherin. Dazu gehöre auch zu klären, ob und für wen womöglich eine Pockenimpfung empfohlen wird. Gesundheitsminister Karl Lauterbach erklärte, er rechne damit, dass die Empfehlungen am Dienstag vorgelegt werden könnten.
Sein Gesundheitsministerium erwartet auch hierzulande steigende Infektionszahlen, allerdings rechnet das RKI nicht mit einer Welle. Bislang sind vier Fälle bekannt: drei in Berlin, einer in München. Weitere Verdachtsfälle würden bereits untersucht.
Man gehe davon aus, dass die übliche Pockenimpfung auch gegen die Affenpocken wirke. In Westdeutschland war die Schutzimpfung bis 1975 Pflicht, in der DDR bis 1982. Zudem habe Deutschland laut der Bundesregierung etwa 100 Millionen Dosen Pockenimpfstoff eingelagert.
Systematische Erfassung gefordert
Bisher sei bei den in Europa festgestellten Infektionen die westafrikanische Affenpocken-Variante nachgewiesen worden, weitere Genomanalysen liefen jedoch noch. Um mögliche Erkrankungen zu registrieren und die Weiterverbreitung zu verhindern, sollten entdeckte Infektionsfälle systematisch erfasst und isoliert werden. Diese sollten von Ärztinnen, Ärzten und Laboren gemäß dem Infektionsschutzgesetz gemeldet werden.
Seinen Ursprung hat das Virus in Primaten und anderen frei lebenden Tieren. Für die Bevölkerung ist die Gefahr, die von den Affenpocken ausgeht, laut den Behörden überschaubar. Das Virus verursache meist nur milde Symptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Hautausschlag. Schwere Verläufe sind aber möglich, bis hin zu tödlichen Verläufen. Übertragen wird der Erreger vor allem über direkten Kontakt oder Kontakt zu kontaminierten Materialien.
Lauterbach: Risikogruppen ehrlich ansprechen
Bei den bislang aufgetretenen Fällen wurde eine Häufung bei homosexuellen Männern festgestellt. "Da die Infektion durch engen Hautkontakt und möglicherweise auch über Schleimhautkontakt und Tröpfchen übertragen wird, empfehle ich aktuell besondere Vorsicht und Vermeidung von engen ungeschützten Kontakten mit unbekannten Personen", sagte Leif Erik Sander, Chef-Infektiologe der Berliner Charité.
Gesundheitsminister Lauterbach betonte, man müsse Risikogruppen ehrlich ansprechen. Das sei zu ihrem Schutze und dürfe nicht falsch als Stigmatisierung verstanden werden. An Männer, die anonymen Sex mit anderen Männern hatten, appellierte Lauterbach, auf Hautveränderungen und Fieber zu achten und sich im Falle eines Verdachtes sehr schnell in medizinische Behandlung zu begeben.
Lauterbach sagte, der weltweite Ausbruch sei so ungewöhnlich, dass man sich Sorgen machen müsse, ob er so ablaufe wie frühere Affenpocken-Ausbrüche. Es sei eher damit zu rechnen, dass sich Art und Weise der Verbreitung geändert haben könnten, "so dass wir jetzt schnell und hart reagieren müssen, um einen globalen Ausbruch wieder einzudämmen". Ähnlich äußerte sich Sander: "Die Dynamik des aktuellen Affenpockenausbruchs ist ungewöhnlich und muss daher sehr ernst genommen werden, bis die Infektionsketten und Übertragungswege besser charakterisiert und effektiv unterbrochen wurden".
In der Vergangenheit war eine Erkrankung mit Affenpocken auf Menschen beschränkt, die Kontakte nach Zentral- und Westafrika hatten. Inzwischen wurden aber Fälle aus zahlreichen Ländern in Europa, aus Nordamerika und aus Australien gemeldet, auch in Südamerika gibt es mittlerweile einen Verdachtsfall. Betroffen sind überwiegend junge Männer, die zuvor nicht in Afrika gewesen sind.