Deutsch-französischer Publizist Alfred Grosser ist gestorben
Er zählte zu den prägendsten Persönlichkeiten der deutsch-französischen Beziehungen der Nachkriegszeit. Nun ist der Politologe und Historiker Alfred Grosser im Alter von 99 Jahren gestorben.
Der deutsch-französische Politologe und Publizist Alfred Grosser ist tot. Das gab seine Familie bekannt. Demnach starb Grosser im Alter von 99 Jahren in Paris.
Der aus einer jüdischen Familie stammende Wissenschaftler zählt zu den prägenden Persönlichkeiten der deutsch-französischen Beziehungen und war einer der intellektuellen Wegbereiter des als Élysée-Vertrag bekannten Freundschaftsvertrags. In Frankfurt am Main geboren, emigrierte er als Kind mit seiner Familie 1933 nach Frankreich. Später konvertierte Grosser zum Katholizismus.
Grosser studierte in Paris Politikwissenschaft und Germanistik. Ab 1955 lehrte er am renommierten Institut d’études politiques de Paris und schrieb für viele Zeitungen politische Kolumnen. Zudem war er Autor zahlreicher Monografien.
Für seine Rolle als Vermittler wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband sowie dem französischen Großkreuz der Ehrenlegion.
"Anspruchsvoller Pionier"
"Alle Akteure der deutsch-französischen Freundschaft fühlen sich heute verwaist", schrieb François Delattre, der französische Botschafter in Berlin. Grosser sei ein "anspruchsvoller Pionier" der Beziehungen der beiden Länder gewesen.
"Wir verlieren einen der ganz Großen. Von Frankfurt nach Paris hat niemand so sehr unseren Blick auf die deutsch-französische Versöhnung geprägt wie er", schrieb Cornelia Woll, Präsidentin der Hertie School in Berlin, im Onlinedienst X.