Nach Anschlägen in Brüssel 2016 Mehrere Angeklagte schuldig gesprochen
Nach den Anschlägen in Brüssel 2016 sind mehrere Angeklagte wegen terroristischer Morde schuldig gesprochen worden. Zu ihnen gehört auch Salah Abdeslam, der in Frankreich bereits eine lebenslange Haftstrafe wegen der Anschläge in Paris 2015 verbüßt.
Im Prozess um die islamistischen Anschläge 2016 in Brüssel haben die Geschworenen mehrere der zehn Angeklagten schuldig gesprochen. Das verkündete Gerichtspräsidentin Laurence Massart in der belgischen Hauptstadt.
Laut der belgischen Nachrichtenagentur Belga wurden sechs Angeklagte für terroristischen Mord verurteilt. Drei wurden demnach von diesem Vorwurf freigesprochen.
Eine zwölfköpfige Jury hatte das Urteil nach mehr als zweiwöchiger Beratung ohne Kontakt zur Außenwelt verlesen. Über die Strafen soll ab September entschieden werden.
Zwei Schuldige bereits vorher zu lebenslanger Haft verurteilt
Zu den Schuldigen gehört Salah Abdeslam - der Hauptangeklagte im Prozess wegen der Pariser Anschläge von 2015. Er muss bereits wegen der Anschläge in Paris eine lebenslange Freiheitsstrafe absitzen.
Die Staatsanwaltschaft hatte ihn in dem Brüsseler Prozess als vollwertiges Mitglied der Brüsseler Terrorzelle geschildert, obwohl er vier Tage vor dem Anschlag in Belgien verhaftet worden war. Abdeslam hatte zu Beginn jede Verantwortung abgestritten. "Der Anschlagsplan entstand nach meiner Festnahme am 18. März 2016", sagte er, "ich wusste von nichts." Das überzeugte die Geschworenen allerdings nicht.
Verurteilt wurde auch der aus Marokko stammende Belgier Mohamed Abrini. Er sollte einen Sprengstoffgürtel am Brüsseler Flughafen zünden, schreckte nach eigenen Angaben aber im letzten Moment davor zurück, als er in der Warteschlange Frauen und Kinder sah - das jedenfalls sagte er in dem Prozess aus.
Auch Abrini war bereits wegen der im Jahr 2015 verübten Anschläge von Paris zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Freigesprochen wurden zwei der zehn Angeklagten
Mit Abdeslam und Abrini wurden im Brüsseler Prozess sechs Angeklagte als "Mittäter" verurteilt. Zwei Angeklagte wurden wegen weniger schwerwiegender Vergehen verurteilt: ein Tunesier, der Abdeslam in der letzten Phase seiner Flucht geholfen haben soll, und ein Ruander, der unter anderem den Mittäter Abrini in Brüssel Unterschlupf gewährt haben soll.
Freigesprochen wurden lediglich zwei Angeklagte, denen keine Beteiligung an den Anschlägen nachgewiesen werden konnte.
Nach einigen Vorarbeiten hatte der Prozess Anfang Dezember 2022 unter massiven Sicherheitsvorkehrungen begonnen. An dem bisher größten Strafverfahren der belgischen Geschichte nehmen mehr als tausend Nebenkläger teil, darunter zahlreiche Hinterbliebene.
Terroranschläge vom 22. März 2016 in Brüssel
Bei den Terroranschlägen vom 22. März 2016 am Flughafen Zaventem und in einer Metrostation in Brüssel waren 32 Menschen gestorben, 340 wurden verletzt. Die Geschworenen entschieden, drei weitere Todesfälle zu den Opfern hinzuzuziehen. Sie waren nach den Anschlägen gestorben - etwa nach langer Krankheit oder durch Suizid. Die offizielle Zahl der Todesopfer erhöhte sich damit von 32 auf 35.
Es wird davon ausgegangen, dass einer der zehn Angeklagten mittlerweile wohl in Syrien gestorben ist. Acht Angeklagten wurde 32-facher terroristischer Mord, versuchter terroristischer Mord an fast 700 Menschen sowie die Beteiligung an Aktivitäten einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Dem neunten legte die Staatsanwaltschaft lediglich den dritten Punkt zur Last.
Großes öffentliches Interesse
Vor den Anschlägen in Brüssel hatten Extremisten bei einer Anschlagsserie am 13. November 2015 in Paris 130 Menschen getötet und 350 weitere verletzt. Die Anschläge in Paris und Brüssel wurden wohl von derselben Terrorzelle begangen, daher standen von den in Paris Verurteilten auch sechs in Brüssel vor Gericht. Sowohl die Pariser als auch die Brüsseler Anschläge beanspruchte die Terrorgruppe "Islamischer Staat" für sich.
Das öffentliche Interesse an dem Prozess mit mehr als 900 Nebenklägerinnen und -klägern war groß. Deshalb wurde der Prozess in umgebauten Räumlichkeiten des früheren NATO-Hauptquartiers im Nordosten der Stadt geführt.