Nach tödlichem Angriff Italien sucht Bärin JJ4
In Italien konnte die Bärin identifiziert werden, die einen Jogger tödlich verletzt hat. Es soll sich um die Schwester des 2006 in Bayern erschossenen "Problembären" handeln. Sie hatte bereits früher Menschen angegriffen.
Laut Angaben der Staatsanwaltschaft Trient konnte der Bär, der vergangene Woche in Norditalien einen Jogger angegriffen und getötet hat, identifiziert werden. Wie die Behörde mitteilte, stehe nach einem DNA-Abgleich fest, dass es sich um das Tier JJ4 handele. Die Bärin sei schon öfter auffällig geworden. Sie ist den Angaben zufolge die Schwester des 2006 in Bayern erschossenen "Problembären" Bruno.
Die Bärin hatte den 26-Jährigen bei einer Lauftour attackiert. Wenige Stunden später wurde er an einem Forstweg tot aufgefunden. Kratzer und Bisswunden legten nahe, dass es sich um die Attacke eines Bären handeln könnte. Eine Autopsie bestätigte den Verdacht.
Schon am Samstag hatte der Regionalpräsident von Trentino-Südtirol, Maurizio Fugatti, entschieden, dass das Tier gesucht und erlegt werden soll, "um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten".
Funkhalsband defekt
Die gesuchte Bärin hat laut Staatsanwaltschaft unter anderem bereits im Sommer 2020 zwei Menschen, einen Vater und seinen Sohn, auf dem Berg Monte Peller angegriffen. Schon damals sollte sie getötet werden, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Ein Verwaltungsgericht hob die Entscheidung jedoch auf.
Das Tier wurde mit einem Funkhalsband ausgestattet. Das Gerät funktioniere jedoch derzeit nicht und übermittle keine Bewegungsdaten, hieß es von der Staatsanwaltschaft.
Der Bruder der Bärin, Bruno, auch bekannt unter dem Code JJ1, hat in Bayern Bekanntheit erlangt. Er riss Schafe, plünderte Bienenstöcke und Kaninchenställe. Seine Bezeichnung als "Problembär" durch den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber wurde vor 17 Jahren zum geflügelten Wort.
Die Eltern von JJ4 und JJ1 sind zwei slowenische Bären die zwischen 2000 und 2001 im Rahmen des EU-Wiederansiedlungsprojekts "Life Ursus" nach Italien gebracht wurden.
Grundsatzdebatte über Zusammenleben
In Italien hat mit dem Ereignis eine neue Debatte über das Zusammenleben von Mensch und Bär begonnen. Gestern trafen sich Regionalpräsident Fugatti und Italiens Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin zu Gesprächen. Fugatti plädierte für den Massentransfer von Bären aus dem Trentino in andere Gebiete, um die Population in der Gegend zu halbieren.
Er sei mit dem Treffen "sehr zufrieden", twitterte Fugatti. Es sei um Verfahren gegangen, mit denen potenziell gefährliche Tiere identifiziert werden könnten. Auch die Möglichkeit, Sicherheitskräfte mit Abwehrmitteln wie Anti-Aggressions-Sprays auszustatten, sei in Betracht gezogen worden.
Schätzungen der Provinz zufolge gibt es im Trentino derzeit 100 Bären.