Emeritierter Papst beigesetzt Franziskus nimmt Abschied von Benedikt
Benedikt XVI. hat seine letzte Ruhe gefunden: Der emeritierte Papst wurde im Petersdom in Rom beigesetzt. Zuvor hatten sich Tausende von ihm verabschiedet. Papst Franziskus würdigte Benedikts betende Hingabe.
Die Kuppel des Petersdoms war im Frühnebel nur schemenhaft zu erkennen, als der Leichnam Benedikts XVI. vor Beginn der Totenmesse in einem schlichten Sarg aus Zypressenholz auf den Vorplatz der Basilika getragen wurde.
Bereits in der Dunkelheit am Morgen hatten vor den heute streng kontrollierten Zugängen zum Petersplatz zahlreiche Menschen gewartet, um im Requiem vom verstorbenen emeritierten Papst Abschied zu nehmen. Vor Beginn der feierlichen Zeremonie beteten die Gläubigen den Rosenkranz für Benedikt.
Papst Franziskus: "Liebe erweisen, die nicht vergeht"
Unter den mehreren Zehntausend Menschen auf dem Petersplatz waren 130 Kardinäle, rund 300 Bischöfe und fast 4000 Priester - die katholische Kirche versammelte sich bei dieser Totenmesse um ihren verstorbenen emeritierten Papst.
Papst Franziskus würdigte in seiner Predigt seinen Amtsvorgänger für dessen Weisheit und Feingefühl und sagte: "Wie im Evangelium die Frauen am Grab, so sind wir hier mit dem Wohlgeruch der Dankbarkeit und der Salbung der Hoffnung, um ihm noch einmal die Liebe zu erweisen, die nicht vergeht."
Franziskus erinnerte in seiner Predigt, die von vielen Bibelzitaten und geistlichen Formulierungen geprägt war, auch an die Mühen des Papstamtes, an die schwierigen Aufgaben, mit denen der oberste Hirte der katholischen Kirche konfrontiert sei - und wie Benedikt damit umgegangen ist: "Betende Hingabe, die sich still zwischen den Kreuzungspunkten und Widersprüchen, denen sich der Hirte stellen muss, und der vertrauensvollen Aufforderung, die Herde zu hüten, herausbildet und verfeinert."
Vertrauenvolles Verhältnis
Auch wenn in der Öffentlichkeit häufig ein Gegensatz zwischen Franziskus und Benedikt konstruiert wurde: Franziskus hatte zu seinem Amtsvorgänger ein vertrauensvolles Verhältnis, trotz aller Unterschiede der beiden in inhaltlichen Fragen, im Stil und im Temperament.
Franziskus‘ bewegende letzte Worte seiner Predigt erinnerten an Benedikts Gottvertrauen: "Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst." Bevor der Sarg mit dem Körper Benedikts in die Papstgruft unter dem Petersdom getragen wurde, legte Franziskus seine Hand zu einem letzten Gruß auf den Sarg und verharrte für mehrere Augenblicke regungslos.
Die Beisetzung in der Krypta fand danach im engsten Kreis statt. Benedikt selbst hatte sich gewünscht, im ehemaligen Grab seines Amtsvorgängers Johannes Paul II. bestattet zu werden. Dessen sterblichen Überreste waren nach dessen Seligsprechung in eine Seitenkapelle des Petersdoms umgebettet worden.
Erster deutscher Papst seit 500 Jahren
Insgesamt hat der Vatikan Benedikt heute mit einer Zeremonie gewürdigt, die weitgehend der für einen verstorbenen amtierenden Papst entspricht. Wie bei einem Papst üblich, wurde in den Sarg Benedikts unter anderem eine kurze schriftliche Zusammenfassung seines Pontifikats gelegt sowie Münzen, die während seiner Amtszeit im Vatikan geprägt wurden.
Bislang gibt es in der katholischen Kirche noch kein festgelegtes Verfahren für den Umgang mit dem Tod eines emeritierten Papstes. Benedikt war vor knapp zehn Jahren als erster Papst der Neuzeit von seinem Amt zurückgetreten
Unter den mehreren Zehntausend Trauergästen auf dem Petersplatz waren zahlreiche Gläubige aus Deutschland und speziell aus Benedikts Heimat Bayern. Vor Beginn der Totenmesse hatten sie deutsche und bayerische Fahnen geschwenkt. Die offizielle deutsche Delegation wurde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angeführt, zudem waren Bundeskanzler Olaf Scholz und die Vertreter aller anderen Verfassungsorgane nach Rom gereist. Und auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder besuchte die Trauerfeier. Benedikt war der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren.