Reaktionen auf Tod Berlusconis "Viele haben ihn geliebt, viele haben ihn gehasst"
Nach seinem Tod wird Berlusconi als einer der "einflussreichsten Männer" Italiens gewürdigt. Auch international trauerten Politiker um den umstrittenen Ex-Ministerpräsidenten: Für Kreml-Chef Putin sei er ein "wahrer Freund" gewesen.
International haben hochrangige Politiker den verstorbenen italienischen Ex-Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi gewürdigt. Etwa die amtierende Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bezeichnete ihn als einen der wichtigsten Protagonisten Italiens der vergangenen Jahrzehnte.
"Er war ein Mann, der nie Angst hatte, seine Überzeugung zu verteidigen. Dieser Mut und diese Entschlossenheit haben ihn zu einem der einflussreichsten Männer der italienischen Geschichte gemacht", sagte sie in einer Videobotschaft. Der ehemalige Regierungschef sei "vor allem ein Kämpfer" gewesen.
"Großer Italiener" und "politischer Anführer"
Meloni bildet gemeinsam mit Berlusconis konservativer Partei Forza Italia und der populistischen Lega von Matteo Salvini eine Rechts-Rechts-Mitte-Koalition in Rom. "Heute verabschieden wir einen großen Italiener. Einen der größten aller Zeiten, in allen Bereichen, aus allen Blickwinkeln, unvergleichlich", twitterte Salvini.
Auch Staatspräsident Sergio Mattarella reagierte mit tiefer Trauer auf den Tod des 86-Jährigen. Berlusconi habe die Geschichte Italiens geprägt - Denkweisen, Sitte und Sprache beeinflusst. Sein Führungsstil habe dazu beigetragen, eine neue Geografie der italienischen Politik zu formen. Mattarella lobte Berlusconi als "eine Person von großer Menschlichkeit" und "einen erfolgreichen Unternehmer".
Außenminister Antonio Tajani, der seine USA-Reise abbrechen wird, schrieb nach dem Tod seines Parteichefs von einem "immensen Schmerz".
Anerkennung auch aus Oppositionsparteien
Auch die politischen Rivalen würdigten die Leistung des zeitlebens umstrittenen Politikers und Unternehmers. "Silvio Berlusconi hat Geschichte geschrieben in diesem Land", sagte Matteo Renzi, einst sozialdemokratischer Ministerpräsident und heute Chef der Zentrumspartei Italia Viva. "Viele haben ihn geliebt, viele haben ihn gehasst." Aber alle müssten anerkennen, dass sein Einfluss - etwa auf das politische und wirtschaftliche Leben - beispiellos gewesen sei.
"Mit dem Tod von Silvio Berlusconi endet eine Ära", sagte Oppositionsführerin Elly Schlein, Parteichefin der Sozialdemokraten. Berlusconis Politik liege ihr zwar fern. Aber menschlich bleibe der Respekt vor "einem der Protagonisten der Geschichte unseres Landes".
Putin: "Silvio war ein echter Freund"
Auch der Kreml trauerte um den ehemaligen italienischen Premierminister. "Für mich war Silvio ein wahrer Freund", schrieb Russlands Präsident Wladimir Putin in seinem Beileidstelegramm an Italiens Präsident Sergio Mattarella. Er habe stets seine Weitsicht und ausgewogenen Entscheidungen bewundert und sich bei ihren Treffen von Berlusconis Humor und Lebensfreude anstecken lassen. Sein Tod sei ein "unersetzbarer Verlust und ein tiefes Unglück", hieß es weiter.
Er bezeichnete ihn als "lieben Menschen", "wahren Freund
Silvio Berlusconi (r), damaliger italienischer Ministerpräsident, scherzt mit Wladimir Putin, Präsident von Russland, vor einem informellen Abendessen in einem Zelt.
Der italienische Ex-Premier galt als enger Freund Putins. Sie verbrachten gemeinsame Urlaube, fuhren zusammen Ski oder ließen sich mit riesigen Pelzmützen fotografieren. Den Kontakt nach Moskau brach der 86-Jährige auch nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nicht ab. Im vergangenen Jahr hatte Berlusconis Äußerung, Putin sei von seinem Umfeld zur Ukraine-Offensive "gedrängt" worden, Empörung ausgelöst.
Anteilnahme äußerte ebenso der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban. "Der große Kämpfer ist von uns gegangen", schrieb Orban auf Twitter. Ungarns rechtsnationaler Regierungschef gilt als Verbündeter der seit Oktober amtierenden Regierung Italiens unter der ultrarechten Ministerpräsidentin Meloni.
Anteilnahme auch aus Deutschland
Auch weitere Staatschefs und Spitzenpolitiker aus dem Ausland drückten ihr Beileid aus. Der stellvertretende Sprecher der Bundesregierung, Wolfgang Büchner, sagte in Berlin: "Wir sprechen dem italienischen Volk und der italienischen Regierung unsere Anteilnahme aus." EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb auf Twitter, sie sei traurig über die Nachricht seines Todes. Berlusconi habe sein "geliebtes Land" geprägt.
Der französische Präsident Emmanuel Macron bezeichnete Berlusconi als bedeutende Persönlichkeit des modernen Italiens, die sich sich stets für die Stärkung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern eingesetzt habe. Ein Sprecher der britischen Regierung in London sagte: "Silvio Berlusconi hat über mehrere Jahrzehnte einen großen Einfluss auf die italienische Politik ausgeübt, und unsere Gedanken sind beim italienischen Volk und seiner Familie."
Ähnlich äußerte sich US-Außenminister Antony Blinken. Berlusconi sei "offensichtlich eine enorm wichtige Persönlichkeit im politischen und öffentlichen Leben Italiens" gewesen, sagte Blinken bei dem Treffen mit seinem italienischen Kollegen Tajani in Washington. Er selbst habe nie die Gelegenheit gehabt, Berlusconi persönlich kennenzulernen oder mit ihm zu arbeiten.
Papst: "Protagonist des politischen Lebens Italiens"
Papst Franziskus bekundete der Familie Berlusconis seine Nähe, bete um ewigen Frieden für den Verstorbenen und um Trost für die Trauernden, hieß es in einem Telegramm an Berlusconis Tochter Maria Elvira. Unterzeichnet wurde es von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Bezeichnet wird Berlusconi darin als "Protagonist des politischen Lebens Italiens, der mit energischem Temperament öffentliche Verantwortung trug". Die Italienische Bischofskonferenz übermittelte der Tochter ebenfalls Beileidsbekundungen.
Berlusconi war am Morgen in seiner Heimatstadt Mailand gestorben, wie sein Sprecher mitteilte. Anhänger applaudierten, als der Sarg mit dem Leichnam an seiner Villa außerhalb von Mailand ankam, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet. Der 86-Jährige, der an Leukämie litt, war erst am Freitag in ein Krankenhaus der norditalienischen Metropole eingeliefert worden.
Berlusconi hatte das öffentliche Leben in Italien über Jahrzehnte in verschiedenen Rollen geprägt - nicht nur als Regierungs- und Parteichef, sondern auch als Medienmogul und langjähriger Eigentümer des Fußballvereins AC Mailand.
Für Mittwoch hat die italienische Regierung Staatstrauer ausgerufen. Dann soll die Trauerfeier für den viermaligen italienischen Regierungschef im Mailänder Dom stattfinden. Das Erzbistum bestätigte das Staatsbegräbnis.