Junge Frauen entzünden in der Nacht Kerzen für die Opfer eines Brandes in einem Nachtclub in Kocani.

Nordmazedonien Trauer nach Brand im Nachtklub - und ein Verdacht

Stand: 17.03.2025 10:31 Uhr

Mindestens 59 Menschen kostete das Feuer in einem Nachtklub in Nordmazedonien das Leben. In die tiefe Trauer mischt sich die Frage, wie es dazu kommen konnte. Ein Verdacht steht im Raum.

Der Schock nach dem verheerenden Brand in einem Nachtklub in der nordmazedonischen Stadt Kocani sitzt tief. 59 Menschen kamen ums Leben, darunter auch Minderjährige. Mehr als 150 Besucherinnen und Besucher des Konzerts wurden verletzt. Wie konnte es zu dieser Katastrophe kommen?

Die Bergung der Opfer dauerte über Stunden an. Der "Club Pulse" wurde durch die Flammen nahezu vollständig zerstört, auch das Dach stürzte teilweise ein. Bis zum frühen Sonntagabend konnten 35 der 59 Todesopfer identifiziert werden. Zu ihnen zählen laut Nordmazedoniens Innenminister Pance Toskowski auch drei Minderjährige.

Auch ein Fußballprofi starb bei dem Feuer. Wie der Klub KF Shkupi mitteilte, habe Andrej Lazarov versucht, anderen Opfern zu helfen und sei dabei selbst ums Leben gekommen. Er habe eine Rauchvergiftung erlitten. Der 25-jährige Lazarov war im vergangenen September aus Kroatien vom Verein HNK Gorica in seine Heimat gewechselt. Für die U21 Nordmazedoniens absolvierte er ein Spiel.

Keine Betriebslizenz für Nachtklub

Toskowski kündigte eine umfassende Untersuchung des Unglücks an. Fest steht bereits, dass für den Klub keine legale Betriebsgenehmigung vorlag. Der Innenminister äußerte den Verdacht, dass eine Lizenz durch "Bestechung und Korruption" ausgestellt worden sei. Zudem sei die Diskothek in der Nacht zu Sonntag völlig überfüllt gewesen. Der Klub sei für etwa 250 Gäste ausgelegt gewesen. Während eines Konzerts der in dem Land beliebten Band DNK hätten sich aber "mindestens doppelt so viele" Besucherinnen und Besucher in dem Gebäude aufgehalten. In Medienberichten direkt nach dem Unglück war sogar von bis zu 1.500 Gästen die Rede, die meisten davon junge Leute.

Die Regierung Nordmazedoniens ordnete infolge des Unglücks eine dreitägige, landesweite Inspektion von Veranstaltungsorten an, die am heutigen Montag beginnen sollte.

In Verbindung mit dem Brand im "Club Pulse" hat es bereits 15 Festnahmen gegeben, darunter auch Mitarbeiter des Wirtschaftsministeriums, wie Innenminister Toskowski mitteilte. Er sprach von insgesamt 20 Verdächtigen, die für die Katastrophe mitverantwortlich gemacht werden könnten. Dazu zählten der Klubeigentümer, der Chef der Betreibergesellschaft sowie Mitglieder des Sicherheitsdienstes, aber auch zwei Mitglieder der Band DNK.

"Mir fehlen die Worte"

Auch Nordmazedoniens Präsidentin Gordana Davkova Siljanovska mahnte in einer Rede an die Nation, die am Sonntagabend ausgestrahlt worden war: "Keiner der Verantwortlichen sollte sich dem Gesetz, der Gerechtigkeit und der Strafe entziehen. Lasst uns nicht zulassen, dass noch jemand das Leben unschuldiger Menschen gefährdet."

Das Land stehe nach dem schweren Unglück unter Schock - "und ich bin selbst schockiert: als Mutter, als Mensch, als Präsidentin", so Siljanovska. "Ich kann immer noch nicht glauben, dass die schreckliche Tragödie in Kocani Realität ist. Mir fehlen die Worte, um den Eltern und Angehörigen der Verstorbenen mein Beileid auszusprechen", betonte die Staatschefin. Die Regierung Nordmazedoniens rief eine siebentägige Staatstrauer aus und ließ die Flaggen auf Halbmast setzen.

Karte mit Nordmazedonien und der Stadt Kocani

Funkenmaschine vermutlich Auslöser des Feuers

Das Feuer war gegen 2.30 Uhr ausgebrochen. Auslöser war ersten Ermittlungen zufolge eine für Lichteffekte eingesetzte Funkenmaschine. Die Funken hätten die aus leicht entflammbarem Material bestehende Deckenkonstruktion entzündet.

Zahlreiche Besucherinnen und Besucher des Konzerts erlitten teils schwere Verbrennungen, Rauchvergiftungen oder wurden in der Panik, die der Brand auslöste, von der Menge niedergetrampelt. Nachdem das Unglück bekannt geworden war, versammelten sich besorgte Eltern vor Krankenhäusern in Kocani und der rund 115 Kilometer westlich gelegenen Hauptstadt Skopje, um sich über den Gesundheitszustand der Verletzten zu informieren.

Mehrere Nachbarländer boten Nordmazedonien Hilfe an, auch bei der Behandlung von Schwerverletzten. So wurden Opfer etwa nach Griechenland gebracht, um dort in Kliniken aufgenommen zu werden. Nordmazedoniens Gesundheitsminister Arben Taravari äußerte am Montagmorgen die Befürchtung, dass die Zahl der Todesopfer infolge des Brandes noch steigen könnte, da sich mindestens 20 der Verletzten in kritischem Zustand befänden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 17. März 2025 um 11:30 Uhr.