Die britischen Royals in Paris Diplomatische Charmeoffensive
Seine erste Auslandsreise als britischer König wollte Charles ursprünglich nicht nach Deutschland unternehmen - sondern nach Frankreich. Doch es kam anders. Umso mehr zeigten er und Präsident Macron sich jetzt in Paris in Harmonie.
Anstoßen auf Vertrauen und alte Bande: Der französische Präsident Emmanuel Macron würdigte beim Staatsdinner mit dem britischen Königspaar im Schloss Versailles die verstorbene Queen Elisabeth und erinnerte daran, dass die französische Résistance sich einst in London sammelte. "Jetzt, wo Ihre Herrschaft beginnt, können Sie auf die unerschütterliche Freundschaft unseres Landes zählen, um gemeinsam etwas für unsere Völker und die Menschheit zu erreichen", versicherte er Charles.
Sichtlich bewegt vom Empfang und immer mit einem Schuss Humor erhob Charles sein Glas mit den Worten: "In dem wir unseren wertvollen Planeten schützen, Sicherheit, Chancen und Hoffnung fördern, werden wir gemeinsam weiter wachsen. Stark, dynamisch und erfolgreich."
Auch andere große Namen standen auf der Gästeliste des Staatsbanketts im Schloss Versaille: Hugh Grant, Mick Jagger, Ken Follet, Wimbledon-Siegerin Aurélie Mauresmo, Sängerin Charlotte Gainsbourg sowie der Milliardär Bernard Arnault.
Rivalität herrscht zumindest beim Sport
Macron und Charles sprachen auch über ein Thema mit Konfliktpotential - die Rugby-WM in Frankreich. Auch Sternekoch Yannick Alléno, der das Geflügelgericht zauberte, zog einen Vergleich zum Sport: "Ich blase das Huhn immer wie einen Rugbyball auf. Ich gebe Luft zwischen Haut und Fleisch, es gart im eigenen Saft und wird ganz zart", sagt er. "Das dauert sehr lange, denn wir wollen das Huhn ja nicht brüskieren."
Brüskieren - das war einmal, erinnert man sich daran, dass Großbritannien vor zwei Jahren an einem geplatzten Milliarden-U-Boot-Deal zwischen Frankreich und Australien nicht ganz unbeteiligt war. Danach gab es Streit um Fischereirechte oder Migranten.
Royalfans warten auf das Königspaar
Mit militärischen Ehren begann der Staatsbesuch am Pariser Triumphbogen. Über die Champs-Élysées malten zur Begrüßung Flugzeuge der Patrouille de France und der Royal Air Force die Farben beider Flaggen in den Himmel: Blau, Weiß, Rot - identisch.
Während die Kinder der British School of Paris Charles mit Fähnchen winkten, ging er auf Ehrengäste zu, auch auf eine Veteranin. "Er hat mir auf Englisch gesagt, dass er ganz schön lange auf all das gewartet hat", erzählte sie. Ein kleines Anspiel auf die wegen der Proteste gegen die französische Rentenreform im März verschobene Visite.
König Charles trifft Fans, als er während seines Staatsbesuchs in Frankreich vom Elysee-Palast in Paris zur Residenz des britischen Botschafters spaziert.
Hundert Meter weiter standen Menschen hinter den Absperrgittern. "Ich bin ein großer Fan der Königsfamilie", sagte die Englischlehrerin Marie aus Rennes in der Bretagne. "Sehen Sie, ich hab sogar die Queen und einen ihrer Corgis auf dem Zifferblatt meiner Uhr. Ich war pünktlich hier, wollte Charles und Camilla sehen, aber alles war schon abgesperrt."
Nicht nur diesen Umstand bedauerte sie: "Mit dem Brexit haben wir immer weniger Schüleraustausch. Jeder braucht jetzt einen Pass, es gibt mehr Formalitäten. Dort sind die Preise gestiegen, auch für den Transport. Das macht eine Schülerreise teurer und schwieriger." Heute will Marie es nochmal versuchen, die Royals im eigenen Land zu sehen und sich auf den Blumenmarkt stellen. Den besucht das Königspaar vor Notre-Dame.
"Die britische Monarchie fasziniert die Franzosen"
Der französische Adelsexperte, Journalist und Präsidentenpaarintimus Stéphane Bern war beim Staatsdinner dabei. Es sei überhaupt nicht steif gewesen, und viele Selfies seien gemacht worden. "Diese britische Monarchie fasziniert die Franzosen wirklich, obwohl sie eigentlich Anhänger der Republik sind", sagte er. Vielleicht gebe es einen alten Komplex oder Nostalgie, vermutete Bern: "Die Franzosen haben ein besonderes Verlangen nach den Windsors." Obwohl die englischen Könige in der Geschichte "unsere besten Feinde" gewesen seien: "Mit ihnen haben wir uns länger als mit jeder anderen Nation Europas herumgeschlagen." Damit erinnerte er an den Hundertjährigen Krieg im Mittelalter.
Heute geht es um Klima und Biodiversität. Im Naturgeschichtlichen Museum wird Charles eine Rede halten. Mit einer Ansprache im Senat wird es dann auch noch politisch.
An dem Aufwand für den Besuch des britischen Königspaares gibt es aber auch Kritik. Frankreichs Linke findet es übertrieben, wie viel roten Teppich die Republik vor den Royals ausrollt - in Zeiten der Inflation. Und der Nachrichtensender BFM TV titelt: "Macht Macron zu viel?"