Demonstrationen in Spanien Auch Málaga protestiert gegen Massentourismus
Der Unmut gegenüber Massentourismus weitet sich in Spanien immer mehr aus. Auch in Andalusien gehen Tausende Menschen auf die Straße, um ihrem Ärger Luft zu machen. Vor allem die Wohnungsnot macht ihnen zu schaffen.
In Spanien haben erneut Tausende Menschen gegen den Massentourismus protestiert. In der Stadt Málaga versammelten sich nach Angaben der Behörden am Samstag etwa 5.500 Menschen unter dem Motto "Málaga zum Leben, nicht zum Überleben". Den Organisatoren zufolge nahmen 25.000 Menschen an der Kundgebung teil. Die Zeitung El País schätzte die Zahl der Teilnehmer derweil auf 15.000. Málaga habe eine der größten Demonstrationen der jüngeren Vergangenheit in der andalusischen Küstenmetropole erlebt, meinten mehrere spanische Medien übereinstimmend.
Bei ihrem Marsch im Zentrum der südspanischen Stadt trugen die Menschen am Samstag Plakate mit Aufschriften wie "Málaga steht nicht zum Verkauf", "Lohn 1.300, Miete 1.100, wie soll ich leben?" oder "Das ist kein Tourismus, das ist eine Invasion" und forderten ein Verbot von Touristenunterkünften.
"Die Stadt ist zu einem Vergnügungspark geworden", klagte der 26-jährige Quique gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Es fehle an nicht-touristischem Wohnraum. Málaga mit der gleichnamigen Provinz ist ein touristischer Hotspot in Andalusien.
"Die Lage ist unhaltbar"
Zur Kundgebung hatte der Mieterverband "Sindicato de Inquilinos e Inquilinas" aufgerufen. Die Organisation macht die immer größer werdende Zahl der Besucher und der Ferienwohnungen für die Wohnungsnot und für andere Probleme verantwortlich. "Die Stadt leidet, der Unmut ist groß. Vor allem das Wohnungsproblem musste auf den Tisch", wurde der Sprecher der Organisatoren, Curro Machuca, von El País zitiert.
Mit mehr als 12.000 legal registrierten Ferienwohnungen liegt Málaga in Spanien nur hinter Madrid und Barcelona. Außerdem werden viele private Unterkünfte für Urlauber in Málaga wie auch anderswo illegal betrieben. "Die Lage ist unhaltbar. Es ist unmöglich, ein Haus zu kaufen", sagte Demonstrantin María Franco zu El País. Ingenieurin Sonia Raya erzählte dem Blatt, sie habe zuletzt in Málaga eine fensterlose Garage besichtigt, die als Wohnung für eine Monatsmiete von 600 Euro angeboten worden sei.
Seit Wochen Demonstrationen in Touristen-Hotspots
In Cádiz, ebenfalls in Andalusien, versammelten sich mehrere hundert Menschen im historischen Zentrum der Stadt unter dem Motto "Ein Tourist mehr, ein Nachbar weniger". Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie "Genug vom Ausverkauf der Stadt". In der Hafenstadt Cádiz landen zahlreiche Kreuzfahrtschiffe an.
In den vergangenen Wochen und Monaten hatte es in dem beliebten Urlaubsland unter anderem auf Mallorca, in Barcelona und auf den Kanaren große Proteste gegen die Auswüchse des Tourismus gegeben. Zu den von den Einwohnern vorgebrachten Beschwerden gehören der angespannte Immobilienmarkt, die Zunahme der Vermietung von Ferienwohnungen, die viele Einwohner zur Flucht aus den Stadtzentren gezwungen hat, sowie die Lärm- und Umweltbelastung.
Spanien ist das zweitbeliebteste Urlaubsland der Welt, vergangenes Jahr kamen laut offiziellen Statistiken 85 Millionen ausländische Touristen.