Umfrage in EU-Staaten Problem des Rassismus in Deutschland am größten
In der EU fühlen sich mehr Schwarze wegen ihrer Herkunft und Hautfarbe diskriminiert. Befragungen in 13 EU-Ländern haben gezeigt, dass das Problem in Deutschland am größten ist und in den vergangenen Jahren noch zugenommen hat.
Einer EU-Studie zufolge hat das Problem des Rassismus gegenüber Schwarzen in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren deutlich zugenommen. Unter den 13 Mitgliedsstaaten, in welchen die EU-Agentur für Grundrechte (FRA) für die Erhebung Befragungen durchführte, schnitt die Bundesrepublik sogar am schlechtesten ab.
Demnach gaben 76 Prozent der in Deutschland befragten Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer mit afrikanischen Wurzeln an, innerhalb der vergangenen fünf Jahre explizit wegen ihrer Herkunft und Hautfarbe Opfer von Rassismus geworden zu sein.
Im aktuellen FRA-Bericht verzeichnet lediglich Österreich mit 72 Prozent eine ähnlich hohe Quote wie Deutschland. Mit etwas Abstand folgt Finnland mit einem Wert von 63 Prozent. Die niedrigsten Umfragewerte für den Zeitraum der vergangenen fünf Jahre führt die Studie für Polen (20 Prozent) und Schweden (25 Prozent) an.
45 Prozent erleben Diskriminierung
Im Durchschnitt aller 13 in der Studie untersuchten EU-Länder gaben 45 Prozent der befragten Personen an, in den vergangenen fünf Jahren wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion diskriminiert worden zu sein. In der vorherigen Studie hatte der durchschnittliche Anteil noch bei 39 Prozent gelegen.
In die Erhebung flossen Angaben von etwa 6.750 Befragten ein. Die FRA führte die Umfragen zwischen Oktober 2021 und Oktober 2022 in Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Österreich, Polen, Portugal, Schweden und Spanien durch.
Im November 2018 hatte die FRA den zweiten Bericht zu Erfahrungen von Schwarzen in der EU veröffentlicht, basierend auf Daten aus dem Jahr 2016. Damals gaben 52 Prozent der in Deutschland Befragten an, in den vergangenen fünf Jahren wegen ihres ethnischen beziehungsweise ihres Migrationshintergrunds verbal oder körperlich diskriminiert worden zu sein.
Vor allem Hautfarbe Grund für Diskriminierung
Mit 38 Prozent fühlte sich die Mehrheit der Befragten in den vergangenen fünf Jahren explizit wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert, gefolgt von dem ethnischen beziehungsweise dem eigenen Migrationshintergrund (30 Prozent) und der Religion (sechs Prozent).
Mit Blick allein auf die vergangenen zwölf Monate gaben mit 29 Prozent aller Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer an, in diesem Zeitraum drei bis fünf Mal Ziel von diskriminierenden oder rassistischen Attacken geworden zu sein. 23 Prozent berichteten über zwei Vorfälle binnen eines Jahres und 19 Prozent wurden eigenen Angaben nach einmal Opfer von Diskriminierung. 16 Prozent der Befragten gaben sechs oder mehr Vorkommnisse an und elf Prozent fühlten sich im Alltag "ständig" diskriminiert.
Nachteile bei Job- und Wohnungssuche
Auf die Frage, in welchen Bereichen des Alltags sich die Betroffenen diskriminiert fühlten, gaben mit 34 Prozent die meisten Befragten an, dass sie sich bei der Suche nach einem Job benachteiligt gefühlt hätten. 31 Prozent sprachen davon, auf der Arbeit selbst Ziel von Diskriminierung zu sein. Ebenso viele Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer fühlten sich in den vergangenen fünf Jahren bei der Suche nach einer Wohnung diskriminiert.
In Deutschland lag der Anteil an Schwarzen, die binnen fünf Jahren bei der Jobsuche eigenen Angaben zufolge benachteiligt wurden, sogar bei 56 Prozent. Hier weist nur Österreich mit 59 Prozent einen höheren Wert auf. In Bezug auf die Wohnungssuche sprachen 74 Prozent aller in Deutschland Befragten von diskriminierenden Erfahrungen.
FRA fordert mehr Anstrengung im Kampf gegen Rassismus
Der Direktor der FRA, Michael O'Flaherty sprach von "schockierenden" Ergebnissen der Umfragen. "Menschen afrikanischer Herkunft werden allein aufgrund ihrer Hautfarbe immer stärker diskriminiert", sagte er und mahnte: "Rassismus und Diskriminierung dürfen in unseren Gesellschaften keinen Platz haben."
Die FRA forderte die EU und ihre Mitgliedsstaaten auf, Maßnahmen zu ergreifen, um "sicherzustellen, dass auch Menschen afrikanischer Herkunft ihre Rechte wahrnehmen können, ohne Rassismus und Diskriminierung". So müssten auf Diskriminierung und Rassismus abschreckende Strafen stehen und in Institutionen oder Behörden diskriminierende Praktiken verhindert werden.