Erreichen von Klimazielen "Wir müssen schneller werden"
Um die Klimaziele zu erreichen, muss aus Sicht der Internationalen Energieagentur mehr Energie eingespart werden - und das muss weltweit schneller gehen. Darüber beraten in Versailles Regierungsvertreter aus 80 Ländern.
Tempo, speed, vitesse - es muss schneller gehen. Das ist die Hauptbotschaft, die die in Versailles versammelten Fachleute senden. Brian Motherway ist zuständig für Energieeffizienz bei der Internationalen Energieagentur (IEA). Und er streut beinahe in jeden Satz das Wort "fast" ("schnell").
"In Europa und weltweit müssen wir schneller werden. Wir müssen ganz konkret handeln, brauchen stärkere politische Entscheidungen, mehr Investitionen, mehr Einsatz von den Konsumenten - dann können wir schneller werden."
Bis 2030 Energieeffizienz verdoppeln
Das große Ziel - die CO2-Neutralität im Jahr 2050 - sei nur zu erreichen, wenn auch die Etappenziele stimmten. Und da nimmt die IEA das Jahr 2030 ins Visier. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts müsse sich der Fortschritt bei der effizienten Nutzung von Energie jedes Jahr verdoppeln, die Investitionen in Energieeffizienz müssten jährlich verdreifacht werden.
Alle, so sagt Motherway, müssten einen Gang hoch schalten: "Wenn man über saubere Energie spricht, denken die Leute an Solaranlagen oder je nach Land an CO2-arme Nuklearenergie." Immer gehe es darum, wo man mehr saubere Energie her bekomme. Dabei müsste endlich über den Verbrauch von Energie gesprochen werden.
"Wann knipse ich das Licht aus oder die Klimaanlage, wie komme ich zur Arbeit? Überall kann man effizienter sein. Wir können die Kosten senken, wir können den CO2-Ausstoß senken, aber wir müssen es schneller tun", so Motherway.
Vorreiter ist ein französisches Unternehmen
Ein Vorreiter bei der effizienten Nutzung von Energie ist das französische Unternehmen Schneider Electric. Der Konzern mit Sitz in Reuil Malmaison bei Paris ist Mitveranstalter der dreitägigen IEA-Konferenz und hat 2020 den Davos Award für das weltweit nachhaltigste Unternehmen gewonnen. Schneider Electric bietet digitale Tools und technische Systeme an, mit denen beispielsweise Mittelständler ihren Energieverbrauch drosseln und steuern können.
Philippe Delorme, der das Europa-Geschäft des Unternehmens steuert, sieht nur Vorteile beim Ausbau der Energieeffizienz: "Da entstehen doch ausschließlich Jobs, die nicht ausgelagert werden können. Denn es braucht ja den Techniker vor Ort. Das geht nicht mit jemandem, der in China oder auf den Philippinen sitzt. Europa hat die riesige Chance, einen grünen Wirtschaftszweig mit einer Menge Arbeitsplätze zu schaffen."
Viel mehr Gebäude renovieren
Zwölf Millionen Jobs könnten es weltweit sein, schätzt die Internationale Energieagentur - vorausgesetzt, es wird ausreichend investiert. Wenn die Anreize stimmen, sind bis zu 1,8 Billionen Dollar jährlich drin, so die Schätzungen der Fachleute. Die Erwartungen auch und gerade an die EU sind hoch, sagt der Effizienz-Chef der IEA: "Im Moment renovieren wir in Europa pro Jahr durchschnittlich nur ein halbes Prozent unserer Gebäude. Das müssen wir verdreifachen. Manche Länder gehen in die richtige Richtung, aber es muss schneller gehen", so Motherway.
Europaweit mehr Wärmepumpen verkauft
Ausdrücklich lobt die IEA den Ausbau bei den in Deutschland umstrittenen Wärmepumpen. In Europa sei der Verkauf dieses energiesparenden Heizungssystems letztes Jahr um 40 Prozent gestiegen. Ein Anfang.
Motherway hofft mit der dreitägigen Konferenz ein Signal auszusenden. Wir müssen handeln, sagt er: "We need action. Die Teilnehmer aus aller Welt sollen Versailles mit höheren Ambitionen und besseren Ideen verlassen. Ich hoffe, dass nächste Woche Montag die Telefone bei uns heiß laufen, dass uns die Regierungen anrufen und sagen: 'Wir wollen das umsetzen, wir brauchen eure Hilfe.'"