Nach Erdbeben in Türkei und Syrien Zahl der Toten steigt auf mehr als 24.000
Die Türkei meldet inzwischen mehr als 20.930, Syrien mehr als 3500 Erdbebentote. Weiterhin werden auch Überlebende geborgen, doch die Hoffnung schwindet. Syrien erlaubt laut eigenen Angaben Hilfslieferungen in alle Landesteile.
In der Türkei und in Syrien ist die Zahl der Toten nach den Erdbeben im Grenzgebiet beider Länder auf mehr als 24.000 gestiegen. Die türkischen Behörden meldeten zuletzt 20.930 Todesopfer und 80.052 Verletzte. Aus Syrien wurden zuletzt 3500 Tote gemeldet.
Da die Vermisstenzahlen noch immer sehr hoch sind, ist zu befürchten, dass die Opferzahlen noch drastisch steigen werden. Es werden aber auch noch Überlebende geborgen: So zogen Helfer in Kahramanmaras 112 Stunden nach dem Beben einen 46 Jahre alten Mann aus der Ruine eines Hauses, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Und in der Provinz Gaziantep wurde eine verschüttete Schwangere nach 115 Stunden vor dem Tod bewahrt.
Unterdessen wurde bekannt, dass eine Frau, die am Freitag nach etwa 100 Stunden unter Trümmern gefunden worden war, im Krankenhaus gestorben ist. Das meldete WDR-Reporter Jens Eberl auf Twitter:
Bashar al-Assad (Mitte) bei einem Besuch im vom Erdbeben zerstörten Aleppo.
Assad besuchte Erdbebengebiet
Der syrische Präsident Baschar al-Assad besuchte gestern erstmals ein vom Erdbeben betroffenes Gebiet: Assad und seine Frau kamen laut staatlichen Medien zu Verletzten im Universitätskrankenhaus der zweitgrößten Stadt des Landes, Aleppo. Anschließend traf Assad den Angaben zufolge Rettungskräfte im Stadtviertel Mascharka, wo Sanitäter gestern sieben Überlebende und 44 Tote aus einem Gebäude geborgen hatten. Die Stadt liegt in einem der am stärksten vom Erdbeben betroffenen Teile Syriens.
Das erste Beben hatte am frühen Montagmorgen mit einer Stärke von 7,7 das Grenzgebiet erschüttert. Am Montagmittag folgte ein weiteres Beben der Stärke 7,6 in der Region. Der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad zufolge ereigneten sich seitdem mehr als 1000 Nachbeben.
NATO schickt mobile Notunterkünfte
Das Verteidigungsbündnis NATO schickte mobile Notunterkünfte in die von dem verheerenden Erdbeben betroffenen Regionen der Türkei. Diese könnten etwa mit Heizungen, Stromgeneratoren und medizinischen Behandlungsbereichen ausgestattet werden, wie die Organisation in Brüssel mitteilte. In den Unterkünften sollten Menschen untergebracht werden, die ihr Zuhause durch das Erdbeben verloren hätten.
"Die NATO steht in großer Solidarität zu unserem Bündnispartner Türkei, die Bereitstellung dieser Schutzeinrichtungen wird dazu beitragen, Leben zu retten", so NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg.
Wann die Unterkünfte in der Türkei ankommen und wie viele es sein werden, ist bislang allerdings unklar. "Die NATO-Militärbehörden prüfen derzeit die besten Logistik- und Transportmöglichkeiten sowie den Zeitplan für den Einsatz", hieß es in einer Mitteilung. Tausende Einsatzkräfte aus mehr als 20 NATO-Staaten und 30 Partnerländern helfen den Angaben zufolge bereits vor Ort. Auch Rettungshunde und Erdbebenexperten seien im Einsatz.
Syrien erlaubt Hilfslieferungen
Die Versorgungslage im Bürgerkriegsland Syrien gestaltet sich weiter besonders schwierig. Hilfslieferungen werden dort nicht nur durch die zerstörte Infrastruktur und das Winterwetter erschwert. Die Katastrophenregion ist in vom Assad-Regime kontrollierte Gebiete sowie Territorien unterteilt, die von regierungsfeindlichen und überwiegend islamistischen Milizen kontrolliert werden.
Die Regierung in Damaskus erlaubt eigenen Angaben zufolge nun Hilfslieferungen in von Rebellen kontrollierte Regionen. Man billige "die Lieferung humanitärer Hilfe in alle Teile der Arabischen Syrischen Republik", hieß es in einer Mitteilung des Kabinetts. Die Verteilung der Hilfsgüter solle - unterstützt von den UN - vom Syrischen Roten Halbmond sowie vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz beaufsichtigt werden, wurde weiter mitgeteilt.
Vereinte Nationen fordern Waffenstillstand
Die UN fordern einen sofortigen Waffenstillstand in Syrien, um Hilfseinsätze für die Opfer des verheerenden Erdbebens im türkisch-syrischen Grenzgebiet zu erleichtern. Wegen des Erdbebens sind in dem Land nach Schätzung des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR bis zu 5,3 Millionen Menschen obdachlos.
Das Bürgerkriegsland erlebe nach wirtschaftlichen Schocks, Corona-Pandemie und Winterstürmen im Katastrophengebiet eine "Krise in der Krise", sagte die Vertreterin der UN-Organisation in Syrien, Sivanka Dhanapala, in einem Video.