Nordfrankreich Ein Toter bei Messerangriff in Schule
In einer Schule in Nordfrankreich hat es einen Messerangriff gegeben - ein Mensch wurde getötet. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Präsident Macron spricht von "barbarischem islamistischem Terrorismus".
Bei einem Messerangriff in einer Schule im nordfranzösischen Arras ist nach Polizeiangaben ein Mensch getötet worden. Zwei Menschen wurden schwer verletzt. Das teilte die Präfektur mit. Der mutmaßliche Täter wurde laut dem französischen Innenminister Gérald Darmanin festgenommen.
Die Polizeipräfektur erklärte, die Lage sei unter Kontrolle und es gebe keine Gefahr mehr.
Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Die Antiterrorstaatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben die Ermittlungen übernommen, was auf ein mögliches Terrormotiv für die Tat hindeutet. Sie ermittele wegen Mordes und Mordversuchs im Zusammenhang mit Terrorismus.
Nichts deute derzeit aber auf einen potenziellen Zusammenhang zwischen dem Angriff in der Schule und der gegenwärtigen Lage in Israel hin, sagte ein Polizeivertreter der Nachrichtenagentur Reuters.
Angreifer soll "Allahu Akbar" gerufen haben
Mehrere Medien berichten, der Tote sei eine Lehrkraft. Schüler sollen nicht verletzt worden sein. Ein Polizist, der als einer der ersten am Tatort war, sagte, der mutmaßliche Angreifer habe beim Betreten der Schule "Allahu Akbar", arabisch für "Gott ist groß", gerufen.
Laut der Zeitung "Le Figaro" wurden alle Schulen in der Stadt nach dem Angriff geschlossen. Die Regierung forderte die Behörden auf, die Wachsamkeit an allen Schulen des Landes zu erhöhen.
Der 20-jährige Angreifer und sein ebenfalls festgenommener Bruder sollen aus Tschetschenien stammen, berichtete "Le Figaro" unter Verweis auf das Innenministerium. Der in Russland geborene mutmaßliche Täter wurde demnach in einer Datei für radikalisierte Personen geführt. Seit einigen Wochen habe der Angreifer den Sicherheitsbehörden besondere Sorge bereitet.
Die französischen Geheimdienste erklärten, der Verdächtigte sei seit dem Sommer eng überwacht worden. Noch am Donnerstag sei er von der Polizei angehalten und überprüft worden, dabei sei ihm aber keine Straftat nachgewiesen worden.
Tat erinnert an Ermordung eines Geschichtslehrers
Nach Informationen der Lehrergewerkschaften handelt es sich um einen ehemaligen Schüler der Schule. Eine Vertreterin der Lehrergewerkschaft Unsa, Julie Duhamel, sagte dem Sender Franceinfo, Lehrkräfte hätten "vor einigen Jahren" bei dem Verdächtigen eine Radikalisierung bemerkt.
Die Tat weckt in Frankreich die Erinnerung an die Ermordung des Lehrers Samuel Paty, der 2020 Opfer eines dschihadistisch motivierten Anschlags geworden war. Er war an einer Schule in einem Vorort von Paris von einem ebenfalls radikalisierten 18-Jährigen tschetschenischer Herkunft ermordet worden.
Ein Philosophielehrer der Schule in Arras sagte der Nachrichtenagentur AP, der Angreifer habe offenbar auch nach einem Geschichtslehrer gesucht. Er sei von dem Angreifer verfolgt worden, der ihn gefragt habe, ob er Geschichte unterrichte, sagte Martin Doussau. "Ich habe sofort an Samuel Paty gedacht" sagte er. Er habe sich hinter einer Tür verbarrikadiert, bis die Polizei den Angreifer überwältigte.
Ergebnis eines "barbarischen, islamistischem Terrorismus"
Präsident Emmanuel Macron sagte am Nachmittag in Arras, der Angriff auf die Schule sei das Ergebnis eines "barbarischen, islamistischem Terrorismus". Außerdem habe die Polizei in einer anderen französischen Region einen "versuchten Angriff" stoppen können.
Das Parlament in Paris unterbrach seine Sitzung, und Premierministerin Élisabeth Borne brach eine Reise ab. Naima Moutchou, eine Vizepräsidentin der Nationalversammlung, drückte den Opfern und ihren Familien im Namen des Unterhauses des Parlaments ihre Solidarität und ihr Mitgefühl aus.