Unruhen Gewalt in Frankreich flaut etwas ab
In der Nacht sind die gewaltsamen Proteste in Frankreich weiter abgeflaut. Zuvor hatten sich Hunderte mit dem Bürgermeister eines Pariser Vororts solidarisch erklärt, dessen Familie angegriffen worden war.
Nach den mehrtägigen Krawallen in Frankreich hat sich die Lage in der Nacht weiter beruhigt. Im Großraum Paris ging die Zahl der Festnahmen nach Behördenangaben erneut zurück, größere Zwischenfälle wurden nicht gemeldet.
Präsident Emmanuel Macron besuchte am Abend zusammen mit Innenminister Gérald Darmanin eine Polizeikaserne im 17. Arrondissement und führte kurz nach Mitternacht Gespräche in der Polizeipräfektur von Paris, wie der Elysée-Palast mitteilte. In der Ile-de-France wurden bis 23.30 Uhr 17 Menschen festgenommen - nach 40 am Vorabend und 400 am Donnerstag vergangener Woche.
Die massive Präsenz von 45.000 Sicherheitskräften wurde aufrechterhalten. Dies habe der Präsident angeordnet, "um die Rückkehr zu Ruhe und Ordnung zu unterstützen", hieß es im Umfeld Macrons. Der Präsident wollte sich am Dienstag mit den Bürgermeistern von 220 Städten aus dem ganzen Land treffen, die von der Gewalt betroffen waren.
Solidarität mit angegriffenem Bürgermeister
Im Pariser Vorort L'Haÿ-les-Roses versammelten sich am Montag Hunderte Menschen zur Unterstützung für Bürgermeister Vincent Jeanbrun, dessen Familie von Randalierern angegriffen worden ist.
"Wir haben die wahren Gesichter der Aufrührer gesehen, der Attentäter", sagte Jeanbrun. Frankreich und die Demokratie selbst würden bei den Ausschreitungen angegriffen, die das Land erfasst haben, seit der 17-jähriger Nahel vergangene Woche bei einer Polizeikontrolle erschossen wurde.
Jeanbruns Haus war am frühen Sonntagmorgen von einem Fahrzeug gerammt worden, das Aufrührer in Brand gesteckt hatten. Seine Frau und eines seiner kleinen Kinder wurden verletzt. Die Behörden kündigten Ermittlungen wegen versuchten Mordes an.
99 Rathäuser angegriffen
Am Montag äußerten viele Franzosen ihre Unterstützung für Kommunal- und Regionalregierungen. Jeanbrun forderte in einer emotionalen Ansprache die "schweigende Mehrheit" auf, ihre Stimme zu erheben und "Stopp" zu sagen. "Es ist genug!" Die Menge antwortete: "Genug!"
Auch an anderen von Gewalt betroffenen Orten versammelten sich am Montag Menschenmengen vor Rathäusern, um ihre Solidarität mit den Stadtverwaltungen zu bekunden. Nach Angaben des Innenministeriums wurden insgesamt 99 Rathäuser angegriffen.
Über eine Milliarde Euro an Schäden
Die Schäden durch die Unruhen in Frankreich schätzt die Arbeitgebervereinigung auf bereits über eine Milliarde Euro. "Es ist noch zu früh, um eine genaue Zahl zu nennen, aber wir liegen bei über einer Milliarde Euro, ohne die Schäden für den Tourismus zu berücksichtigen", sagte der Chef der französischen Arbeitgebervereinigung Medef, Geoffroy Roux de Bézieux, der Zeitung "Le Parisien".
Über 200 Geschäfte seien vollständig geplündert, 300 Bankfilialen zerstört und 250 Tabakläden in Mitleidenschaft gezogen worden. Dabei seien die Randalierer mit absoluter Gewalt vorgegangen und hätten sogar die Registrierkassen gestohlen, ehe sie Feuer gelegt hätten.