Kopenhagen Dänische Ministerpräsidentin angegriffen
Die dänische Ministerpräsidentin Frederiksen ist in Kopenhagen auf offener Straße geschlagen worden. Sie erlitt ein leichtes Schleudertrauma. Der Angreifer wurde festgenommen, die Polizei geht nicht von einem politischen Motiv aus.
Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen ist in Kopenhagen angegriffen worden. Nach Angaben ihres Büros wurde die Regierungschefin auf einem Platz in der Hauptstadt Kopenhagen von einem Mann geschlagen. Der Angreifer sei festgenommen worden.
Nach dem Angriff wurde Frederiksen in einem Krankenhaus untersucht. "Der Schlag hat ein leichtes Schleudertrauma verursacht", teilte ihr Büro mit. Sie sei ansonsten in guter Verfassung, aber durch den Vorfall erschüttert. Frederiksens Teilnahme an mehreren Veranstaltungen wurde abgesagt.
Zeugen hatten der Nachrichtenagentur Reuters zufolge berichtet, dass Frederiksen keine äußerlichen Anzeichen einer Verletzung aufwies. Ein Gericht in Kopenhagen ordnete für den 39-jährigen Angreifer eine Untersuchungshaft von zwölf Tagen an.
Polizei geht derzeit nicht von politischem Motiv aus
Der Mann stand wahrscheinlich unter Drogen- und Alkoholeinfluss, wie die dänische Nachrichtenagentur Ritzau unter Berufung auf die Polizei berichtete. Vor Gericht habe er bestritten, etwas gegen Frederiksen zu haben. Sie sei eine "richtig gute Ministerpräsidentin", sagte er demnach während des Gerichtstermins.
Dem Bericht zufolge ist der Richter der Ansicht, dass der Verdächtige wusste, wer Frederiksen ist. Es bestehe der begründete Verdacht, dass der Mann Gewalt gegen eine Person des öffentlichen Dienstes verübt habe. Die Polizei teilte auf der Plattform X mit, ihre Leithypothese sei derzeit nicht, dass der Fall politisch motiviert sei.
Offenbar kein Zusammenhang mit EU-Wahlkampf
Wie in anderen EU-Ländern auch läuft in Dänemark der Wahlkampf für die Europawahl am 9. Juni. Frederiksen unterstützte in den vergangenen Tagen die Kampagne der sozialdemokratischen Spitzenkandidatin Christel Schaldemose. Der Angriff auf Frederiksen habe sich jedoch nicht in dem Zusammenhang ereignet, sagte Schaldemose der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau.
Die Ministerpräsidentin wird rund um die Uhr von Leibwächtern begleitet, wie der dänische Sender DR berichtete. Wie der Mann Frederiksen dennoch so nahe kommen konnte, werde nun untersucht. Auch die Motivation des Täters sei bislang noch nicht bekannt.
"In einer Demokratie verwendet man Worte. Keine Gewalt"
EU-Ratspräsident Charles Michel verurteilte den "feigen Akt der Aggression" in einer Erklärung auf X. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von einer "verabscheuungswürdigen" Tat, die allem widerspreche, "woran wir glauben und wofür wir in Europa kämpfen". EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola nannte den Angriff "empörend" und betonte, Gewalt habe keinen Platz in der Politik.
Der dänische Sender DR zitierte den dänischen Umweltminister Magnus Heunicke, der sich auf der Online-Plattform X schockiert über die Attacke zeigte. Alle, die Frederiksen nahestehen, seien erschüttert, schrieb Heunicke. Der konservative dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen schrieb auf X: "Welch ein Schock. So ist Dänemark nicht. Wir überfallen unsere Ministerpräsidentin nicht."
"In einer Demokratie verwendet man Worte. Keine Gewalt", mahnte Transportministerin Trine Bramsen, während Wirtschaftsminister Morten Bødskov den Vorfall als "völlig verrückt" und "schrecklich" bezeichnete.
"Auch ein Angriff auf unsere Demokratie"
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zeigte sich entsetzt. "Der Angriff, dessen Ziel die dänische Ministerpräsidentin war, ist untragbar. Ich verurteile diese Tat entschieden und richte Wünsche der schnellen Erholung an Mette Frederiksen", teilte Macron auf der Plattform X mit.
Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson betonte: "Ein Angriff auf eine demokratisch gewählte Regierungschefin ist auch ein Angriff auf unsere Demokratie."
Vermehrt Attacken auf Politiker
In der jüngeren Vergangenheit wurden mehrere Politiker in Europa auf offener Straße angegriffen. Besonders große Aufmerksamkeit erregte die Attacke auf den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico, der am 15. Mai von einem Regierungsgegner mit mehreren Schüssen lebensgefährlich verletzt wurde.
Auch in Deutschland gab es mehrere Angriffe auf Politikerinnen und Politiker. So wurde beispielsweise in Dresden der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen.