Havarierter Autofrachter Bergungsunternehmen drängt auf Verlegung in Hafen
Bei starkem Wind könnte die "Fremantle Highway" nicht mehr beherrschbar sein, warnt das Bergungsunternehmen - und drängt, den Frachter rasch in einen Hafen zu schleppen. Die sichtbaren Feuer seien erloschen.
Schon in der Nacht ist die See rauher geworden, auch der Wind nimmt zu. Für die Bergungsteams wird es immer schwieriger, den 200 Meter langen und 30 Meter hohen Frachter, der wie ein schwankender Stahlblock im Meer liegt, stabil zu halten. Heute soll ein weiteres Kabel angebracht werden, um das Schiff von vorne und von hinten mit Schleppern zu verbinden. Eine Voraussetzung, um den Frachter manövrieren zu können - und zwar so schnell wie möglich weg vom Wattenmeer, wie das Bergungsunternehmen Boskalis drängt.
"Mein Argument, warum das Schiff hier nicht mehr lange liegen soll, ist, dass auf die hohen Flanken des Schiffes gewaltige Kräfte einwirken", warnte Boskalis-Chef Peter Berdowski im niederländischen Fernsehen NOS. "Wenn starker Wind gegen eine Seite drückt, dann besteht die Gefahr, dass das Schiff nicht mehr beherrschbar ist. Bei Westwind würde es von der Küste wegtreiben, aber in den nächsten Tagen bekommen wir Nordwestwind, da treibt das Schiff auf die Küste zu."
Genau das soll jetzt verhindert werden. Die Zeit drängt. Das Bergungsunternehmen möchte das Schiff kurzfristig in das niederländische Eemshaven ziehen lassen. Der Hafen dort sei am schnellsten zu erreichen, dort könnte auch ein Teil der Ladung von Bord geholt werden - rund 800 der rund 3800 Fahrzeuge sollen noch einigermaßen heil geblieben sein.
Sichtbare Feuer erloschen
Die Feuer an Bord sind nach Angaben des Unternehmens erloschen. Zumindest die, die man hätte sehen können im Durcheinander der auf elf Etagen untergebrachten Autos, die zum Teil unter eingestürzten Zwischendecken begraben sind.
"Wir wissen nicht mit Sicherheit, was die Brandursache war", sagt Berdodwski. "Wahrscheinlich ist, dass ein Auto angefangen hat zu brennen und der Brand schnell auf die anderen übergesprungen ist. Dass noch Autos brennen, konnten wir nicht feststellen."
Wann der Frachter wohin kommt, ist nach Angaben der niederländischen Behörden aber noch nicht entschieden. "Unsere Angst ist, dass Öl und andere Schadstoffe auslaufen", befürchtet Leo Pieter Stoel, der Bürgermeister der Insel Ameland. "Und dass das Wattenmeer in Mitleidenschaft gezogen wird."
Unterseite des Schiffes stabil
Das Bergungsunternehmen hält das Schiff für so stabil, dass es nicht mehr auseinanderbricht. Bis jetzt sei auch kein Öl ausgelaufen. Auch die Unterseite des Schiffes sei stabil, so dass ein Abschleppen möglich sei.
Das Feuer war vergangene Woche in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch an Bord des Schiffes ausgebrochen, das auf dem Weg vom deutschen Bremerhaven zur Einfahrt des Suezkanals in Ägypten war. Nach Angaben der japanischen Reederei K-line sind 3783 Autos an Bord.
Ein Besatzungsmitglied des Schiffes kam ums Leben, die 22 anderen wurden verletzt und evakuiert. Die meisten von ihnen wurden inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen.