Anti-G7-Protest in Süditalien Mit trockenem Brot gegen die Großmächte
Während die G7-Staaten sich hinter geschlossenen Türen treffen, protestieren die Apulier gegen Krieg, Gas und soziale Ungerechtigkeit. Und ein Armenessen aus trockenem Brot wird zum Symbol der Kritik.
In der Backstube von Antonella Assennato laufen die letzten Vorbereitungen, in großen Körben liegen die "Frise": knusprige Brotscheiben, die zweimal gebacken wurden. Sie sind typisch für das süditalienische Apulien.
"Es war ein Essen der Armen", erklärt Bäckerin Antonella Assennato. "Denn wenn mal nicht viel Geld da war, dann aß man eine Frisa mit einer Tomate. Das war dann ein Mittag- oder ein Abendessen."
Brotscheiben liegen in einem Korb: Antonella Assennato macht diese "Frise" aus Protest gegen G7.
Einfaches Gebäck als Gegensatz zum G7-Luxus
Antonella und ihr Mann Carlo spenden das Gebäck für das Abendessen der Armen, eine Gegenveranstaltung zum luxuriösen Essen der G7-Teilnehmer im schwäbischen Schloss von Brindisi.
"Sie sehen nicht die Grundbedürfnisse, die es in unserem Land gibt, und das sind viele", kritisiert Antonella. Es gebe viel Armut und Arbeitslosigkeit. "Wir sind alle in großen Schwierigkeiten, auch weil der Staat uns, vor allem den Handwerkern, jegliche alle Arten von Steuern aufbürdet."
Die Staats- und Regierungschef der G7-Staaten stehen nach dem Gipfel zusammen.
Gegenprotest aus breitem Bündnis
Viele haben ihr Geschäft geschlossen, auch Antonella denkt daran. Mit dem Protest gegen G7 will sie ein Zeichen setzen, auf dem großen zentralen Vittoria-Platz, unmittelbar in der Nähe der abgeriegelten roten Zone.
Unterschiedliche Bündnisse haben sich gegen den G7-Gipfel zusammengeschlossen, sie kämpfen für Frieden, für soziale Gerechtigkeit, für die Umwelt. Roberto Aprile von der Gewerkschaft Cobas ist einer der Hauptverantwortlichen. "Nein zum Krieg, Nein zu G7", steht auf einem großen Plakat in seinem Büro.
Kriegsangst beim Blick in den Osten
Für den 69-jährigen Elektriker gibt es keine Alternative. Gerade auch, weil Apulien immer mehr militarisiert werde. In den kommenden Monaten werde das neue Kriegsschiff "Trieste" nach Brindisi kommen.
"In Apulien schaut man nach Osten, man sieht alle möglichen Szenarien, die sich in Bezug auf Russland, auf die Ukraine und auch auf China entwickeln werden", sagt Roberto. Es gebe Unzufriedenheit, vor allem auch im Hinblick auf die NATO, die von den Amerikanern gesteuert werde. "Die Szenarien sind schrecklich. Die Amerikaner wollen den Krieg in der Ukraine nicht verlieren und das kann nur eine Eskalation bedeuten, die uns in den dritten Weltkrieg führen kann", befürchtet er.
Aktivist Roberto Aprile in seinem Büro: Er organisiert Proteste gegen den G7-Gipfel.
Hoffnung auf den Papst
Für Samstagnachmittag ist eine große landesweite Demonstration in der Stadt Fasano geplant, die nahe am Tagungsort Borgo Egnazia liegt. Erstmals nimmt bei einem internationalen Treffen wie dem G7-Gipfel auch ein Papst teil.
Roberto setzt große Hoffnungen in Franziskus, der versuche, die G7 positiv in Richtung Frieden zu beeinflussen. "Wir demonstrieren nicht nur auf der Militärbasis von Amendola, sondern auch gemeinsam mit den katholischen Gruppen zusammen", sagt Roberto. "Obwohl wir auch unterschiedliche Positionen haben."
Protest gegen den G7-Gipfel mit gebackenen Brotscheiben und Tomaten: Im Hintergrund steht Gewerkschafter Roberto Aprile auf einer Bühne.
Klimawandel in Süditalien spürbar - aber kein Thema
Auch den Klimawandel will der Gegengipfel wieder verstärkt in den Mittelpunkt setzen. An einer internationalen Online-Konferenz haben Aktivisten aus ganz Europa teilgenommen. Es sei nicht gut, dass das Klima keine große Rolle bei dem dreitägigen Treffen spiele, gerade auch weil Süditalien davon betroffen ist.
In Apulien etwa kommt die transadriatische Pipeline an, in der Gas aus Aserbeidschan nach Europa gepumpt wird. Das sei keine Alternative, so Angelo Gagliani. Der Informatik-Lehrer ist in Brindisi geboren und hat viele Jahre im schwäbischen Reutlingen gelebt.
Politik solle auf die Menschen hören
"Wir sind gegen Gas", stellt er klar. "Wir müssen raus aus den fossilen Energien, so schnell wie möglich." Er kritisiert, dass wenn über Energie gesprochen werde, es um neue Leitungen und neue Projekte gehe. "Aber wir sind da, um rauszukommen vom Gas." Die Politiker, so meint er, sollten mehr auf die Leute hören, nicht nur auf die Lobbyisten, die Industrie oder die Finanzwelt.