"Wall Street Journal"-Reporter Moskauer Gericht verlängert U-Haft für Gershkovich
Ein russisches Gericht hat die Untersuchungshaft des US-Journalisten Gershkovich um drei Monate bis Ende November verlängert. Der Reporter des "Wall Street Journal" war im März wegen Spionagevorwürfen festgenommen worden.
Die russische Justiz hat die Untersuchungshaft für den wegen angeblicher Spionage festgenommenen US-Reporter Evan Gershkovich erneut um drei Monate verlängert. Ein Moskauer Gericht habe auf Antrag des Inlandsgeheimdienstes FSB nun Haft bis zum 30. November angeordnet, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass.
Nach der Festnahme des Korrespondenten der US-Zeitung "Wall Street Journal" im März war die Untersuchungshaft zuletzt bis Ende August verlängert worden.
Die Anhörung vor Gericht lief auch diesmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit, wie Medien in Moskau berichteten. Grund seien die "geheimen Dokumente" in dem Fall. Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachteten, wie der Reporter von maskierten Männern in den Gerichtssaal eskortiert wurde.
Festnahme Ende März in Jekaterinburg
Gershkovich war am 29. März in der Millionenstadt Jekaterinburg im Ural vom Geheimdienst FSB festgenommen worden. Ihm wird zur Last gelegt, geheime Informationen über Russlands Rüstungskomplex für US-Stellen gesammelt zu haben. Er ist der erste ausländische Journalist, der seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion in Russland wegen Spionageverdachts festgenommen wurde.
Der Reporter, seine Familie, sein Arbeitgeber und die US-Behörden weisen die Spionage-Anschuldigungen zurück. Gershkovich sei mit einer offiziellen Akkreditierung seiner Arbeit nachgegangen, so das "Wall Street Journal". Die USA fordern seine Freilassung. Die russische Justiz hat keine Belege für ihre Anschuldigungen veröffentlicht.
Zahlreiche Medien zogen Korrespondenten ab
Viele US-Medien hatten nach der Festnahme ihre Korrespondenten aus Moskau abgezogen - wegen befürchteter politischer Verfolgung durch den russischen Staat. Bei einer Verurteilung drohen dem US-Amerikaner mit russischen Wurzeln bis zu 20 Jahre Haft. Der Fall belastet die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Washington und Moskau weiter.
Seit seiner Festnahme befindet sich Gershkovich im Moskauer Gefängnis Lefortowo. Die Haftanstalt ist dafür bekannt, dass die Häftlinge dort in fast vollständiger Isolation einsitzen. Als möglich gilt, dass es zwischen Moskau und Washington wie in der Vergangenheit zu einem Austausch von Gefangenen kommt. Russland hat so in den USA verurteilte Schwerverbrecher immer wieder freibekommen.