Festnahme vor einem Jahr Moskauer Gericht verlängert U-Haft von Gershkovich
Seit einem Jahr sitzt der US-Korrespondent Gershkovich wegen angeblicher Spionage in einem russischen Gefängnis. Nun wurde die U-Haft um drei Monate verlängert. Zuletzt hatte Kremlchef Putin angedeutet, zu einem Gefangenenaustausch bereit zu sein.
Ein Moskauer Gericht hat die Untersuchungshaft für den Reporter der US-Zeitung "Wall Street Journal", Evan Gershkovich, um weitere drei Monate verlängert. Damit bleibe der wegen angeblicher Spionage von Russland verfolgte US-Amerikaner vorläufig bis zum 30. Juni hinter Gittern, teilte das Moskauer Stadtgericht bei Telegram mit.
Spionagevorwürfe ohne Beweise
Die Verhandlungen gegen den Journalisten in Moskau laufen unter Ausschluss der Öffentlichkeit, weil Inhalte des Strafverfahrens als geheim eingestuft werden. Der Russland-Korrespondent wurde Ende März 2023 auf einer Reportagereise in Jekaterinburg festgenommen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, "auf Anweisung der amerikanischen Seite" Staatsgeheimnisse über die Aktivitäten eines russischen Rüstungsunternehmens gesammelt zu haben. Beweise haben die Behörden nicht vorgelegt.
Gershkovich drohen bis zu 20 Jahre Haft. Die Dauer der U-Haft wurde bereits mehrfach verlängert, ohne dass ein Datum für einen Prozessbeginn festgesetzt wurde. Der US-Journalist und sein Arbeitgeber weisen die Spionagevorwürfe zurück. Die US-Regierung erklärte, Gershkovich werde zu Unrecht festgehalten.
Putin nun zu einem Austausch bereit?
Gershkovich ist seit 1986 der erste US-Reporter, der in Russland unter Spionagevorwürfen festgenommen wurde. Er wird im Moskauer Lefortowo-Gefängnis festgehalten, das für seine harten Haftbedingungen bekannt ist.
Im Dezember hatte das Weiße Haus mitgeteilt, dass Moskau ein Angebot Washingtons zur Freilassung des Journalisten sowie eines weiteren in Haft sitzenden US-Amerikaners, Paul Whelan, abgelehnt habe. Details des Angebots wurden nicht bekannt.
Kremlchef Putin sprach die Möglichkeit eines Austauschs aber Anfang Februar in einem Interview an. "Es macht keinen Sinn, ihn in Russland im Gefängnis zu halten", sagte er. Die USA sollten darüber nachdenken, wie sie zu einer Lösung beitragen könnten.
Putins Äußerungen ließen sich so interpretieren, dass eine Freipressung des im Dezember 2021 verurteilten Tiergartenmörders Wadim K. gemeint sein könnte. Dieser hatte 2019 in Berlin einen Exil-Tschetschenen ermordet. K. soll den Mord im Auftrag staatlicher russischer Stellen verübt haben. Beide Fälle haben aber nichts miteinander zu tun und betreffen unterschiedliche Staaten.