Reaktionen auf Gorbatschows Tod "Seine Worte haben uns stark gemacht"
Die Nachricht vom Tod des früheren sowjetischen Staatschefs Gorbatschow hat weltweit Trauer ausgelöst. Zahlreiche Politiker würdigten seinen Beitrag für das Ende des Kalten Krieges. Russlands Präsident Putin äußerte tiefes Mitgefühl.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach Angaben eines Sprechers sein tiefes Mitgefühl zum Tod von Michail Gorbatschow geäußert. Putin werde der Familie am Morgen ein Telegramm schicken, kündigte Kremlsprecher Dmitri Peskow an. Der frühere sowjetische Staatschef und Friedensnobelpreisträger Gorbatschow war am Dienstag im Alter von 91 Jahren gestorben.
Scholz würdigt Gorbatschow als mutigen Reformer
Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte Gorbatschow als mutigen Reformer. Der ehemalige sowjetische Staatschef habe vieles gewagt, sagte Scholz. Seine Politik habe es möglich gemacht, "dass Deutschland vereint werden konnte und der Eiserne Vorhang verschwunden ist".
Auch Russland habe dank Gorbatschow den Versuch unternehmen können, eine Demokratie zu etablieren. Nun sei er in einer Zeit gestorben, "in der nicht nur die Demokratie in Russland gescheitert ist", sondern in der der russische Präsident Wladimir Putin auch neue Gräben in Europa ziehe. "Gerade deshalb denken wir an Michail Gorbatschow und wissen, welche Bedeutung er für die Entwicklung Europas und auch unseres Landes in den letzten Jahren hatte", so Scholz.
Außenministerin Annalena Baerbock bekundete die ewige Dankbarkeit Deutschlands. "Michael Gorbatschow hat sich in Schicksalsmomenten unserer Geschichte von Frieden und der Verständigung zwischen den Menschen leiten lassen. Das Ende des Kalten Kriegs und die deutsche Einheit sind sein Vermächtnis", schrieb sie auf Twitter. "Wir trauern um einen Staatsmann, dem wir dafür ewig dankbar sind."
Merkel: "Gorbatschow hat Weltgeschichte geschrieben"
Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte Gorbatschow "einen einzigartigen Weltpolitiker". In einer Erklärung schrieb sie: "Möge die Erinnerung an seine historische Leistung gerade in diesen schrecklichen Wochen und Monaten des Krieges Russlands gegen die Ukraine ein Innehalten möglich machen". Sie habe die Nachricht von Gorbatschows Tod mit großer Trauer vernommen, so die Altkanzlerin weiter. "Gorbatschow hat Weltgeschichte geschrieben. Er hat vorgelebt, wie ein einzelner Staatsmann die Welt zum Guten verändern kann". Ohne Gorbatschows Mut "zu Glasnost und Perestroika, also zu Offenheit und Umbau, wäre auch die friedliche Revolution in der DDR nicht möglich gewesen".
"Ein mutiger Überzeugungstäter"
Auch mehrere Bundespolitiker würdigten den russischen Friedensnobelpreisträger kurz nach Bekanntwerden seines Todes. Ohne Gorbatschow "wären die friedlichen Revolutionen in den Ländern des Ostblocks, bei uns, so nicht denkbar gewesen", schrieb die Bundestagsvizepräsidentin und Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt auf Twitter. "Seine Worte haben uns, haben mich, ermutigt, stark gemacht."
Deutschland habe Gorbatschow viel zu verdanken, schrieb Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) ebenfalls auf Twitter. "Er leitete das Ende des kalten Krieges ein, ermöglichte Deutschlands Wiedervereinigung und schenkte seinem Land ein demokratisches Momentum. Ein mutiger Überzeugungstäter, dessen Stimme fehlen wird."
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) äußerte sich ähnlich und fügte hinzu: "Sein Tod bedrückt. In dieser Zeit noch mehr. Danke & #RIP". Grünen-Politiker Jürgen Trittin twitterte: "Ich verneige mich vor einem großen Politiker des Friedens Michael #Gorbatschow RIP".
CDU-Chef Friedrich Merz schrieb auf Twitter: "Die CDU trauert um einen Staatsmann, dem Deutschland vertrauen konnte und der uns vertraut hat." Ohne ihn wäre "die deutsche Einheit in Freiheit" nicht möglich gewesen.
"Mann mit einer bemerkenswerten Vision"
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich "zutiefst traurig" über Gorbatschows Tod. Dieser sei ein "einzigartiger Staatsmann" gewesen, der den Lauf der Geschichte verändert habe, ließ Guterres mitteilen. "Er hat mehr als jeder andere dazu beigetragen, den Kalten Krieg friedlich zu beenden." Der 73-jährige Portugiese sprach der Familie Gorbatschows und der Bevölkerung Russlands sein Beileid aus.
US-Präsident Joe Biden würdigte Gorbatschow als einen "Mann mit einer bemerkenswerten Vision". Dieser habe sich in der Sowjetunion nach Jahrzehnten brutaler politischer Unterdrückung für demokratische Reformen eingesetzt. "Dies waren die Taten einer außerordentlichen Führungspersönlichkeit - einer, die die Vorstellungskraft besaß, eine andere Zukunft für möglich zu halten, und den Mut hatte, ihre gesamte Karriere zu riskieren, um dies zu erreichen. Das Ergebnis war eine sicherere Welt und größere Freiheit für Millionen von Menschen", sagte Biden.
"Ein Vorbild für uns alle"
Der britische Premierminister Boris Johnson würdigte Gorbatschows historisches Erbe. "Ich habe immer den Mut und die Integrität bewundert, die er gezeigt hat, indem er den Kalten Krieg zu einem friedlichen Ende brachte", schrieb Johnson auf Twitter. Zudem stellte er Gorbatschow Putin gegenüber. "Zu einer Zeit von Putins Aggression in der Ukraine bleibt sein unermüdliches Engagement für die Öffnung der sowjetischen Gesellschaft ein Vorbild für uns alle", schrieb Johnson.
Der französische Präsident Emmanuel Macron nannte Gorbatschow einen "Mann des Friedens". Seine Entscheidung habe den Russen "einen Weg der Freiheit" geöffnet, schrieb Macron auf Twitter. "Sein Engagement für den Frieden in Europa hat unsere gemeinsame Geschichte verändert."
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen stellte die Bedeutung von Gorbatschow für Europa heraus. "Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Beendigung des Kalten Krieges und dem Fall des Eisernen Vorhangs", schrieb von der Leyen auf Twitter. Sie bezeichnete Gorbatschow als Führungspersönlichkeit, die zuverlässig und geachtet gewesen sei. "Er ebnete den Weg für ein freies Europa. Dieses Vermächtnis werden wir nie vergessen."
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg würdigte Gorbatschow, als bis heute beispielhaften Politiker. "Seine Vision einer besseren Welt bleibt ein Vorbild", schrieb Stoltenberg auf Twitter. Gorbatschows "historische Reformen" hätten zur Auflösung der Sowjetunion geführt und die "Möglichkeit einer Partnerschaft zwischen Russland und Nato" eröffnet.