Streit zwischen Athen und London Zerrissenes Fries als politische Zerreißprobe
Großbritannien und Griechenland streiten sich schon lange um die Rückgabe von Friesteilen, die aus dem Parthenon-Tempel in Athen stammen. Nun sorgte der britische Premierminister Sunak für einen Eklat.
Ein Streit um die Rückgabe von Kunstschätzen aus dem British Museum an Griechenland hat einen diplomatischen Eklat ausgelöst. Der britische Premierminister Rishi Sunak sagte kurzfristig ein Treffen mit seinem griechischen Amtskollegen Kyriakos Mitsotakis in London ab.
Das britische Kabinettsmitglied Mark Haper bestätigte indirekt, dass der Kulturstreit der Grund war. Die britische Regierung habe ihre Position zu den "Elgin Marbles", wie die Friesteile in Großbritannien genannt werden, wiederholt klar gemacht: Sie sollten Teil der ständigen Kollektion im British Museum bleiben, sagte Harper der BBC.
"Als wäre die Mona Lisa geteilt"
Der griechische Ministerpräsident reagierte empört. Er sei verärgert über die Absage, die nur wenige Stunden vor dem geplanten Termin erfolgt sei, teilte Mitsotakis mit. "Die Positionen Griechenlands in der Frage der Parthenon-Skulpturen sind allgemein bekannt", schrieb er. "Ich hatte gehofft, die Gelegenheit zu haben, sie mit meinem britischen Amtskollegen zu erörtern, ebenso wie die großen Herausforderungen der internationalen Lage: Gaza, Ukraine, die Klimakrise, Migration."
Zuvor hatte Mitsotakis erneut mit Nachdruck gefordert, London solle die Friesteile des Parthenon-Tempels auf der Athener Akropolis zurückgeben. Es sei, als würde man die "Mona Lisa" teilen und die eine Hälfte im Pariser Louvre und die andere im British Museum zeigen, hatte der Regierungschef der BBC gesagt.
Wenn die eine Hälfte dann im Louvre und die andere Hälfte im British Museum gezeigt werde: "Denken Sie, Ihre Zuschauer würden so dann die Schönheit des Gemäldes wertschätzen?" Mit den Parthenon-Skulpturen sei genau das passiert, so. "Deswegen setzen wir uns weiterhin für einen Deal ein, der letztlich eine Partnerschaft zwischen Griechenland und dem British Museum wäre, der uns aber erlauben würde, die Skulpturen nach Griechenland zurückzubringen."
Der Parthenon-Fries mit fehlenden Teilen, die in Gips (weiß) nachgebildet wurden, ist im Akropolis-Museum in Athen ausgestellt.
Athen fordert seit Jahrzehnten Rückgabe
Die britische Regierung wies Mitsotakis' Vergleich zurück, wie die Nachrichtenagentur PA meldete. Ein Sprecher von Premierminister Sunak betonte demnach, sie hätten sich seit Generationen um die Skulpturen gekümmert und wollten dies weiterhin tun. Auf die Frage, ob es womöglich ein Leihabkommen geben könnte, sagte er demnach, sie hätten keine Pläne, ihren Ansatz zu ändern. Er habe Sunak nicht speziell nach kurzfristigen oder neuen Ideen gefragt, sein Standpunkt sei ziemlich deutlich gewesen.
Der Streit um den Besitz der Altertümer währt seit Jahrzehnten. Der Parthenon-Tempel ("Jungfrauengemach") auf der Akropolis ist eines der berühmtesten noch existierenden Baudenkmäler des antiken Griechenlands. Der britische Diplomat Lord Elgin hatte Anfang des 19. Jahrhunderts die am besten erhaltenen Marmorplatten und -skulpturen des Parthenon-Frieses abbauen und nach England bringen lassen. Dort verkaufte er sie 1816 an das Britische Museum.