Gedenkfeier zum D-Day Sunak entschuldigt sich für frühe Abreise
Der britische Premier Sunak steht in der Kritik, weil er die Gedenkfeier zum 80. Jahrestags des D-Day vorzeitig verließ - und das einen knappen Monat vor der Wahl. Nun hat Sunak sich entschuldigt.
Als Bundeskanzler Olaf Scholz, US-Präsident Joe Biden und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gemeinsam am Omaha Beach zur internationalen Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestags des D-Days zusammenstanden, war offensichtlich, wer in der Runde fehlte: Rishi Sunak, der britische Premier. Statt ihm gesellte sich der britische Außenminister David Cameron zu der Runde. Sunak war früher abgereist - wegen der Voraufzeichnung eines Fernsehinterviews, das erst in knapp einer Woche ausgestrahlt werden soll.
Viele da, einer fehlt: David Cameron, Emmanuel Macron, Olaf Scholz und Joe Biden am Omaha Beach.
"Beschämende Pflichtverletzung": Viel Kritik für Sunak
Dafür bekam Sunak in Großbritannien viel Kritik. Oppositionspolitiker von der Labour-Partei, den Liberaldemokraten sowie Reform UK sprachen von einer "beschämenden Pflichtverletzung", einem "schrecklichen Urteilsvermögen" und sagten, er sei "unpatriotisch" und hätte "Schande über sein Amt" gebracht.
Der Sprecher der oppositionellen Labour-Partei, Jonathan Ashworth, sagte: "Indem Rishi Sunak sich dafür entschieden hat, seinen eigenen Eitelkeitsauftritten im Fernsehen Vorrang vor unseren Veteranen zu geben, hat er gezeigt, was ihm am wichtigsten ist." Ein D-Day-Veteran warf ihm in britischen Medien vor, Sunak hätte sein Land im Stich gelassen.
Sunak: "War ein Fehler"
Sunak entschuldigte sich mittlerweile dafür, dass er die Gedenkfeier vorzeitig verließ. "Nach dem Abschluss der britischen Veranstaltung in der Normandie bin ich ins Vereinigte Königreich zurückgekehrt", schrieb er auf X. "Im Rückblick war es ein Fehler, nicht länger in Frankreich zu bleiben - und ich entschuldige mich."
Die große Haupt-Gedenkveranstaltung mit Biden, Macron, Scholz und dem ukrainischen Regierungschef Wolodymyr Selenskyj verpasste er dadurch, Außenminister Cameron vertrat ihn. Die Feiern "sollten denen gewidmet sein, die das ultimative Opfer für unser Land gebracht haben", schrieb Sunak weiter. Das Letzte, was er wolle, sei, dass die Gedenkfeiern von der Politik überschattet werde.
Schaden für Sunaks Wahlkampf?
Auch wenn Sunak nun zurückruderte, könnte ihm der Vorfall im Wahlkampf schaden. Großbritannien wählt am 4. Juli ein neues Parlament. Politische Kommentatoren merkten an, Sunak habe mit seiner Entscheidung seinem Kontrahenten Keir Starmer das Feld überlassen, der an der internationalen Gedenkfeier teilnahm und dessen Labour-Partei in Umfragen seit Längerem vorn liegt.
Auch Starmer kritisiert Sunak gegenüber dem Guardian - vor allem dafür, dass sein mangelnder Respekt für Veteranen am D-Day nicht dazu passe, dass er andererseits die Wehrpflicht zurückbringen wolle. Er fügte hinzu: "Für mich gab es keinen anderen Ort, an dem ich sein würde. Es gab nur eine Wahl, und die war, vor Ort zu sein, um meinen Respekt zu erweisen und mit den Veteranen zu sprechen."
Und auch unter Anhängern von Sunaks eigener Partei scheint es zu rumoren: Laut britischen Medienberichten fragen sich viele, warum sie weiter für ihn Wahlkampf machen sollen, wenn Sunak selbst seine Chancen ruiniere. Und der Wirbel könnte noch größer werden: Die Labour Partei hat nun bei den Tories angefragt, ob es stimme, dass Sunak der französischen Regierung vor einer Woche noch gesagt hatte, er würde gar nicht zur Gedenkfeier in der Normandie kommen - ein Vorwurf, auf den Sunak oder die Tories bisher nicht offiziell antworteten.