Deutschland und Nachbarländer Weiterer Regen - Entspannung noch nicht in Sicht
In den Hochwassergebieten in Österreich, Tschechien und Polen könnte sich die Lage durch neuen Regen verschlimmern. Die Wassermassen sorgen auch in Deutschland für steigende Pegelstände. In Rumänien bleibt die Lage angespannt.
Österreich steht ein weiterer Tag mit zum Teil großen Regenmengen bevor: Vom Osten bis nach Tirol können laut den Wetterexperten des Senders ORF mancherorts mehr als 60 Liter pro Quadratmeter fallen.
Besonders betroffen ist weiterhin das Bundesland Niederösterreich, das von den Behörden zum Katastrophengebiet erklärt wurde. Die Nacht zu Montag verlief nach Angaben eines Feuerwehrsprechers zwar ruhig. Laut Niederösterreichs Ministerpräsidentin Johanna Mikl-Leitner würden heute aber regional erneut bis zu 80 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet. Vonseiten der Behörden hieß es, es bestehe "höchste Dammbruchgefahr".
Das öffentliche Leben ruhe weitgehend. Viele Schüler und Kinder seien zu Hause geblieben, sagte Mikl-Leitner. Rund 3.500 Haushalte seien ohne Strom. In dem Bundesland waren in den vergangenen Tagen regional bis zu 370 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen - ein Mehrfaches der üblichen Monatsmenge.
Wie die Behörden mitteilten, kamen zwei weitere Menschen durch das Hochwasser ums Leben. Ein 70 Jahre alter Mann und ein 80-Jähriger seien in ihren Häusern in Niederösterreich gestorben. Die beiden Männer seien im Inneren der Gebäude den Wassermassen zum Opfer gefallen.
Vier von fünf U-Bahnlinien fahren nur zum Teil
Die Hauptstadt Wien, die von Niederösterreich umgeben ist, war auch am Montag von massiven Problemen im öffentlichen Verkehr betroffen - obwohl die Wasserstände zurückgingen. Vier der fünf U-Bahnlinien in der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt fuhren nur auf Teilstrecken. Zudem fahren keine Züge des staatlichen Bahnunternehmens ÖBB auf den südlichen und westlichen Verbindungen von und in die Hauptstadt.
Auf der Donau in Wien sitzen unterdessen etwa 100 Passagiere und 40 Crewmitglieder auf einem Schweizer Flusskreuzfahrtschiff fest. Dieses sei zwar am Ufer festgezurrt, wie der Sender SRF unter Berufung auf das Reiseunternehmen Thurgau Travel berichtete. Allerdings sei der Steg zum Pier überflutet, weshalb die Menschen nicht von Bord könnten. Nach Aussagen von Passagieren sitzen sie noch bis mindestens Dienstag auf dem Schiff fest.
Todesfall auch in Tschechien
Auch in den Hochwasser- und Überschwemmungsgebieten im nördlichen österreichischen Nachbarland Tschechien ist keine Entspannung in Sicht. Die Flutwelle an der March (Morava) erreichte Litovel, knapp 200 Kilometer östlich der Hauptstadt Prag. Dort standen ganze Straßenzüge unter Wasser, wie die Agentur CTK berichtete. Eine weitere Zunahme des Wasserstands des Flusses wird erwartet. Auch an vielen anderen Orten stiegen die Pegelstände.
Zudem gab es in Tschechien den ersten bestätigten Todesfall durch das Hochwasser. Ein Mensch sei im kleinen Fluss Krasovka im östlichen Landesteil Mährisch-Schlesien ertrunken. Außerdem würden landesweit sieben Menschen in Folge des Hochwassers vermisst.
Regierungschef Petr Fiala sprach von einem Jahrhunderthochwasser, das es statistisch gesehen nur einmal im Jahrhundert gibt. Im ganzen Land wurde für Montag mit weiterem Regen gerechnet, der im Süden auch intensiv ausfallen kann.
Krisensitzung in Polen
Weiter nördlich - in Polen - rief Ministerpräsident Donald Tusk angesichts der schweren Verwüstungen bei Überschwemmungen am Wochenende sein Kabinett zu einer Krisensitzung zusammen. Er habe ein Dekret zur Ausrufung des Katastrophenzustands vorbereitet, teilte Tusk mit.
Anhaltende Regenfälle führten vor allem im Südwesten des Landes zu Hochwasser. In der Nacht zum Montag war besonders die Kleinstadt Nysa in der Region Oppeln betroffen. Das Wasser aus der Glatzer Neiße, einem Nebenfluss der Oder, drang in die Notaufnahmestation des örtlichen Kreiskrankenhauses ein, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete. Insgesamt 33 Patienten wurden von dort mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht, darunter auch Kinder und Schwangere.
Auch in Rumänien bleibt die Hochwasserlage angespannt. Bei Starkregen und schweren Überschwemmungen sind bislang mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Betroffen waren vor allem Regionen im Osten des Landes. Rund 6.000 Bauernhäuser wurden vom Hochwasser erfasst. Die höchste Warnstufe gilt noch bis Montagmittag.
Pegel von Elbe, Neiße und Oder im Blick
In Deutschland ist die die Hochwasserlage bislang vergleichsweise entspannt. Doch an der deutsch-polnischen Grenze und in anderen Teilen Ostdeutschlands stellt sich das Technische Hilfswerk (THW) auf Hochwasser ein. Infolge starker Regenfälle dürfte es einen Anstieg der Pegelstände von Elbe, Neiße und Oder geben. Auch die abfließenden Wassermassen aus den Nachbarländern werden für steigende Wasserstände sorgen.
In Dresden wird im Tagesverlauf mit einem Überschreiten der Sechs-Meter-Markierung der Elbe gerechnet. Ab diesem Wert gilt die zweithöchste Alarmstufe drei - Überschwemmungen auch von bebauten Gebieten sind dann möglich.
Die Behörden riefen die Bevölkerung zur Vorsicht auf. In Görlitz im Osten von Sachsen fiel eine Frau beim Prüfen des Pegelstandes in die Neiße. Sie sei etwa 700 Meter im Fluss getrieben, bis sie sich kurz vor einem Wehr aus dem Wasser ziehen konnte.
Auch in Bayern ist neuer Regen angesagt. Der Hochwassernachrichtendienst erwartet mit dem regnerischen Start in die Woche erneute Anstiege der Pegelstände der Donau bei Passau, der Vils bei Vilshofen und der Isar bei München. Ein Hochwasser wie im Juni sei aber nicht zu befürchten. Von Mittwoch an dürfte sich die Lage den Angaben zufolge dann allmählich entspannen.