Neue Forschungsergebnisse Noch jahrzehntelang Vulkanausbrüche auf Island?
Seit Monaten bebt die Erde unter Island, immer wieder reißen Erdspalten auf. Dabei strömt Lava auch in die besiedelten Gebiete der Insel. Forschende befürchten nun, dass die Ausbrüche erst der Anfang sein könnten.
Immer wieder brechen auf Island Vulkane aus - in den vergangenen Monaten kam es teils im Abstand von nur wenigen Wochen zu mehreren Eruptionen. Jüngsten Forschungsergebnissen zufolge könnte es sich bei den Ausbrüchen aber erst um den Anfang einer noch jahrzehntelang anhaltenden Serie handeln.
Die im Fachblatt Terra Nova veröffentlichte Studie internationaler Forschender sieht dabei vor allem eine Bedrohung für die am dichtesten besiedelte Region des Landes sowie die dortige lebenswichtige Infrastruktur. In der Vergangenheit sorgten die Ausbrüche immer wieder für Schäden, teils rissen kilometerlange Erdspalten auf. Tausende Einwohner in den Ausbruchsgebieten wurden evakuiert.
Ausbrüche in dichter besiedelten Gebieten Islands
Im Jahr 2021 begann die Ausbruchsserie auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten Islands, nur rund 55 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Reykjavik. Allein seit Dezember vergangenen Jahres kam es zu fünf größeren Vulkanausbrüchen. Dabei strömte Lava aus länglichen Rissen in der Erde hervor, einige Häuser wurden dabei von Lava erfasst.
In der betroffenen Region lebt ein Großteil der Bevölkerung der Nordatlantik-Insel. Zudem liegen dort der einzige internationale Flughafen und mehrere geothermische Kraftwerke, die Warmwasser und Strom für das Land liefern. Davor sei die Halbinsel knapp 800 Jahre größtenteils vulkanisch inaktiv gewesen, heißt es in der Studie.
Unterirdisches Magma-System vermutet
Für ihre Untersuchung haben die Forschenden Erdbebendaten der vergangenen drei Jahre ausgewertet und Lavaproben von mehreren Orten genommen. Sie verglichen das flüssige Gestein, das an verschiedenen Orten aus der Erde strömte, in Bezug auf die chemischen und physikalischen Eigenschaften. So wollten sie darauf schließen, ob es von der gleichen Magmakammer im Untergrund stammt oder aus Quellen verschiedenen Ursprungs.
Tatsächlich handelt es sich den Untersuchungen zufolge um Magma mit ähnlichen petrografischen Eigenschaften. Das lasse auf ein zusammenhängendes unterirdisches Magma-System schließen, schreiben die Forschenden. Gemeinsam mit den gesammelten seismischen Daten kommen sie zu dem Schluss, dass es sich um eine moderat große Magma-Ansammlung in einer Tiefe von etwa neun bis elf Kilometern handelt, die sich über eine Breite von zehn Kilometern erstreckt. Herausgebildet habe sie sich zwischen den Jahren 2002 und 2020.
Forschende befürchten lange Ausbruchsserie
Die Forschenden kamen letztendlich zu dem Schluss, dass die aktuelle Ausbruchsserie der Beginn einer langen Episode sein könnte. Wie lange die Serie wirklich andauern werde, ließe sich aber nicht eindeutig prognostizieren. "Die Natur ist nie regelmäßig", sagte Co-Autor Ilya Bindeman, Vulkanologe und Professor für Geowissenschaften an der Universität von Oregon in den USA. "Wir wissen nicht, wie lange und wie häufig sie in den nächsten zehn oder gar hundert Jahren anhalten wird. Es wird sich ein Muster herausbilden, aber die Natur weist immer Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten auf."
Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, also der tektonischen Plattengrenze, an der sich die nordamerikanische und die eurasische Platte auseinanderschieben. In Island kommt es deswegen häufig zu Vulkanausbrüchen, doch dauern die Ausbrüche der zentraler gelegenen Vulkane meist nur wenige Tage oder Wochen, so wie im Jahr 2010 der Ausbruch des Vulkangletschers Eyjafjallajökull.