Nach Rettungseinsatz im Mittelmeer Italien setzt deutsches Rettungsschiff "Aurora" fest
Das deutsche Seenotrettungsschiff "Aurora" darf für die nächsten 20 Tage nicht auslaufen: Italiens Küstenwache setzte das Boot der Hilfsorganisation Sea-Watch in Lampedusa fest. Anlass soll der Verstoß gegen ein Regierungsdekret sein.
Eine Rettungsaktion der Organisation Sea-Watch im Mittelmeer hat für deren Schiff "Aurora" Konsequenzen: Die italienischen Behörden setzten das deutsche Seenotrettungsschiff vorübergehend fest. Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete, ziehe die Küstenwache das Schiff der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch für 20 Tage aus dem Verkehr.
Die Organisation bestätigte den Vorgang. Als Grund sei angegeben worden, dass das Schiff ein Regierungsdekret missachtet habe. Deshalb hätten Italiens Behörden auch eine Geldstrafe verhängt. Das Regierungsdekret sehe als Sanktion eine Zahlung von 2.500 bis 10.000 Euro vor. Sea-Watch forderte die sofortige Freilassung der "Aurora".
Sea-Watch: Bekamen Genehmigung für Lampedusa
Die "Aurora" war wie die Schiffe anderer Rettungsorganisationen am Wochenende an der Bergung von insgesamt mehreren Hundert Flüchtlingen und Migranten aus Seenot beteiligt. "Alle geretteten Personen waren akut von Dehydrierung bedroht, eine Person wurde bewusstlos aufgefunden", hieß es von Sea-Watch. Die italienischen Behörden wiesen nach Darstellung der Organisation deren Rettungsschiff zunächst den sizilianischen Hafen Trapani im Nordwesten Siziliens zu.
Wegen Treibstoff- und Trinkwassermangels sei dieser aber nicht erreichbar gewesen, bekräftigte die Organisation heute ihre bereits am Wochenende geäußerte Einschätzung. Die Seenotrettungsleitstelle habe daraufhin die Besatzung der "Aurora" aufgefordert, einen Hafen in Tunesien anzufragen, erklärte Sea-Watch. Auf den Einwand, dass das gegen internationales Recht verstoße, da Tunesien nicht als sicherer Ort anerkannt werden könne, hätten die italienischen Behörden dem Schiff schließlich das Einlaufen in den Hafen der Insel Lampedusa erlaubt.
Gefährliche Überfahrt nach Italien
Die zivilen Seenotretter sind der rechten italienischen Regierung von Regierungschefin Giorgia Meloni ein Dorn im Auge. Etliche Menschen versuchen immer wieder mit oft seeuntauglichen Booten aus Tunesien und Libyen Italien zu erreichen. Bei den hochgefährlichen Überfahrten kommt es mitunter zu verheerenden Bootsunglücken.
Eine staatlich organisierte Seenotrettungsmission gibt es nicht. Das Innenministerium in Rom zählte in diesem Jahr mehr als 105.440 Menschen, die auf Booten Italien erreichten - im Vorjahreszeitraum waren es knapp 50.760.